Süddeutsche Zeitung

Marktbericht:Mieten in München erreichen neuen Rekordwert

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Von Pia Ratzesberger, München

Wohnen ist teuer, und es wird noch teurer. Die Mieten in der Landeshauptstadt sind im Frühjahr dieses Jahres erneut gestiegen, der Durchschnittspreis für Bestandswohnungen liegt nun bei 14,90 Euro pro Quadratmeter Nettokaltmiete. 1,4 Prozent mehr als im vergangenen Herbst. Das geht aus der aktuellen Studie des Immobilienverbands Deutschland Süd (IVD) hervor, die der Verband am Mittwoch veröffentlicht hat.

"Es kann sein, dass schon im Herbst die Grenze von 15 Euro pro Quadratmeter überschritten wird", sagt Stephan Kippes vom IVD. Mit den momentanen 14,90 Euro liegen die Münchner Bestandswohnungen deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 10,80 Euro pro Quadratmeter. "Wir sind weiter im Strudel steigender Mieten", sagte Kippes. Wäre ein halbes Jahr einmal kein Anstieg zu verzeichnen, wäre das ein Highlight.

Eine Bestandswohnung mit gutem Wohnwert haben die Marktforscher wie folgt definiert: 70 Quadratmeter, nach 1950 erbaut, gelegen in einem reinen Wohnviertel, modern ausgestattet. Das trifft dem IVD zufolge auf die meisten Wohnungen in München zu. Der Durchschnittspreis bei Altbauwohnungen liegt dagegen deutlich höher, bei 16,30 Euro pro Quadratmeter.

Bei den Neubauten sind es sogar 17 Euro Nettokaltmiete. In die Berechnungen des IVD fließen allerdings nur neu abgeschlossene Mietverträge ein, alle bestehenden Mietverträge werden nicht berücksichtigt. Die erhobenen Zahlen beruhen unter anderem auf Informationen von Immobilienmaklern, Bauträgern und Hausverwaltungen.

Es werden zu wenige neue Wohnungen gebaut

Der Studie zufolge sind in den vergangenen zehn Jahren die Mieten für Bestandswohnungen nominal um fast 45 Prozent gestiegen. Bei den Altbauwohnungen waren es im gleichen Zeitraum 48,2 Prozent, bei den Neubauten sogar 50,4 Prozent.

Münchner müssen deshalb einen immer größeren Anteil ihres Einkommens für die Miete aufbringen, fast 28 Prozent. Nirgends liegt dieser Wert in Bayern so hoch wie in der Landeshauptstadt. Hinter München folgen Regensburg (24,2 Prozent), Augsburg (24,1) und Würzburg mit (23,9). Am wenigsten ausgeben müssen die Mieter in Weiden mit gerade einmal 15 Prozent.

Grund für die horrenden Preise in München ist vor allem, dass immer mehr Menschen zuziehen und zu wenige neue Wohnungen gebaut werden. "Jedem, der zum Rathaus geht und sagt, er möchte Wohnraum schaffen, müsste eigentlich ein roter Teppich ausgerollt werden", sagt Stephan Kippes. Leider hätten die jüngsten Maßnahmen der Politik wie Mietpreisbremse und Bestellerprinzip Investoren nur noch weiter abgeschreckt. Weil die Kaufpreise in München sehr viel schneller steigen als die Mieten, seien diese aber ohnehin zögerlich. "Die Rendite, die ein Investor früher bei einer Eigentumswohnung hatte, ist heute eigentlich weg."

Der IVD sieht jedoch nicht nur die Stadt in der Verantwortung mehr Wohnraum zu schaffen, sondern auch die Unternehmen. Die nämlich hätten ihre früheren Werkswohnungen alle verkauft - nur um jetzt zu klagen, dass potenzielle Mitarbeiter Jobangebote ablehnen, weil sie in der Stadt keine Wohnung fänden.

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Quelle:
SZ vom 07.07.2016
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