In Cartoons knabbern Mäuse zuweilen genüsslich Löcher in den Schweizer Käse. Auf der Marion-Insel im südlichen Indischen Ozean fressen sie Seevögel bei lebendigem Leib. Robben- und Walfänger haben die Nagetiere im 19. Jahrhundert als blinde Passagiere eingeschleppt. Begünstigt durch den Klimawandel und die damit einhergehenden milderen Temperaturen stieg ihre Zahl sprunghaft an – genau wie ihr Hunger. Nun bedrohen die gefräßigen Mäuse das fragile Ökosystem der Insel und dezimieren dort die Artenvielfalt.
Das Projekt „Mouse-Free Marion“ will das nicht hinnehmen und kämpft mit großangelegten Aktionen für die Ausrottung der Mäuse. Anfang des Jahres stach ein Kreuzfahrtschiff von Südafrika aus in See, mit dem Ziel, die Finanzierung des Projekts durch Patenschaften zu sichern. Rund 1900 Vogelbeobachter beteiligten sich an der einwöchigen Reise. Mit an Bord war die Biologiestudentin Claudia Weidner, die am 30. April im Hörsaal der Zoologischen Staatssammlung München von ihren Erlebnissen berichten will.
Auf ihrer Fahrt rund um die subantarktischen Marion- und die benachbarte Prince Edward Insel hielt sie ihre Begegnungen mit seltenen Wildtieren mit der Kamera fest. Zu sehen ist etwa der Wanderalbatros, mit mehr als 3,5 Metern Flügelspannweite der größte aller heute lebenden Vögel. Fast die Hälfte aller Wanderalbatrosse der Erde nisten auf der Inselgruppe. Weil er zu den oberflächenbrütenden Vögeln gehört, sind auch seine Küken von den hungrigen Mäusen bedroht.

Beide Inseln wurden vor dreißig Jahren zu einem besonderen Naturschutzgebiet erklärt. Auch das Meer rund um die Inseln ist als Lebensraum seltener Tierarten geschützt. So gelang es Weidner etwa, Aufnahmen vom Südlichen Entenwal, einer bis heute wenig erforschten Schnabelwalart, zu machen. Außerdem leben dort Orcas, See-Elefanten und Südliche Glattwale.
Das raue Klima mit viel Schnee, Regen und starkem Wind ist eine Herausforderung für Fauna und Flora. Und doch brüten auf der rund 25 Kilometer langen und 17 Kilometer breiten Marion-Insel Millionen Seevögel, die zum Teil nirgendwo sonst heimisch sind. Dazu gehören verschiedene Pinguinarten, Sturmvögel, Schwalben und Möven. Wird den Mäusen kein Einhalt geboten, könnte ein Großteil der ansässigen 28 Vogelarten dort bald aussterben.
„Flock to Marion – Unterwegs zwischen Südafrika und der Antarktis“, 30. April , um 19 Uhr im Hörsaal der ZSM in der Münchhausenstraße 21 in Obermenzing, alternativ als Livestream unter www.freunde-zsm.de