Erstes Gastspiel seit mehr als sieben Jahren:Skandalrocker Marilyn Manson kommt nach München

Lesezeit: 2 Min.

Welche Person steckt hinter der Bühnenfigur Marilyn Manson? (Foto: Rob Grabowski/dpa)

Seit 2021 wird Marilyn Manson mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert, doch zu einer Anklage kam es bisher nicht. Nun geht der US-Sänger mit neuem Album auf Tour. Macht er einfach weiter wie bisher?

Von Maximilian Hossner

Marilyn Manson klingt trotzig. „I won’t repent“, wiederholt er kreischend über Powerchords, dazu werden Munitionsladungen an Kickdrums abgefeuert: „Ich bereue nichts.“ Manson, dieser kreide überzogene Vulkan, der immer wieder Skandale eruptiert, legte im November 2024 ein neues Album vor: „One Assassination Under God – Chapter 1“, die Zeile stammt aus dem Song „Nod If You Understand“. Nichts zu bereuen, könnte sein Mantra sein.

Ende Januar 2025 stellte die Staatsanwaltschaft von Los Angeles ein Ermittlungsverfahren gegen Manson wegen mutmaßlichem Missbrauchs ein, er selbst ließ eine Verleumdungsklage gegen Hauptklägerin und Ex-Freundin Evan Rachel Wood fallen. Nun geht der 56-Jährige mit dem neuen Album auf Europatournee, sämtliche Tourstopps sind ausverkauft. Also alles beim Alten?

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2020 war sein bis dato jüngstes Album „We Are Chaos“ erschienen. Künstlerisch passierte seitdem wenig, hier ein Gastauftritt bei Kanye Wests Gospel-Show „Sunday Service“, der maximal konservative Christen in Aufregung versetzte; dort einige Screams als Gastbeitrag auf einem Mixtape des New Yorker Rappers Asap Ferg.

Zur Abwechslung kreisten die Schlagzeilen in den vergangenen Jahren nicht um seine kontroverse Bühnenperson, sondern um Brian Hugh Warner, wie Manson bürgerlich heißt: 2021 behauptete Wood, Warner habe sie jahrelang manipuliert und sexuell missbraucht, als die beiden liiert gewesen waren. Weitere Frauen schlossen sich dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs an, die Polizei leitete 2021 eine Untersuchung ein.

Warner wiederum witterte eine Verschwörung und verklagte Wood ein Jahr später wegen Verleumdung. Vier Jahre lang ermittelte die Polizei, dann verzichtete die Staatsanwaltschaft von Los Angeles auf eine Klage, weil Vorwürfe der häuslichen Gewalt außerhalb der Verjährungsfrist lägen und die Schuld schwer nachzuweisen sei.

Manson wird die Vorwürfe wohl überstehen. Mehr noch: Vielleicht ist „One Assassination under God – Chapter 1“ seine Antwort auf die Kopfgeldjagd, der er sich ausgesetzt sah, ein musikalisches Jetzt-erst-recht. Die Lyrics lassen die Vermutung zu: „Now it’s my time to answer, look at yourself for someone to blame“ heißt es auf „Nod If You Understand“. Manson geht in die Offensive. Er wolle den „ersten Teil seiner Geschichte erzählen“, schrieb er auf Instagram zum Album.

Es wäre nicht das erste Mal, das Manson die Risse seines Images mit Stacheldraht flickt: 1999 liefen zwei Schüler an der Columbine-Highschool in Colorado Amok, 13 Personen starben dabei. Seine Band geriet daraufhin wegen Gewaltverherrlichung in die Kritik, zudem waren die beiden Schützen offenbar Manson-Fans gewesen. Dann kam mit dem Album „Holy Wood“ seine Antwort auf die Schuldzuweisungen der Medien. Es erhielt positive Kritiken.

Nun kommt Manson ins Zenith. 2017 spielte er dort sein bislang letztes Konzert in München. Legendär bleibt auch sein Auftritt auf dem Southside Festival 1999 im Münchner Vorort Neubiberg. Ganze vier Minuten dauerte die Show, er warf Mikrofone und Stative umher. Später stürmten Fans die Bühne und zertrümmerten Band-Equipment, bis die Polizei eingriff. Das Southside zog daraufhin an den Bodensee, auch wegen der Vorfälle.

Manson weiß, wie er seine Geschichte weiterschreibt. Schaut man sich seine bisherigen Auftritte der Tour an, wird er vermutlich auch im Zenith ein Spektakel abliefern. Mit einem Schatten, der wieder einmal länger geworden ist.

Marilyn Manson, Donnerstag, 13. Februar, 20 Uhr, Zenith

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