Pendler werden sagen, es ist einfach so wie immer: Da freut man sich auf dem Weg zur Arbeit ausnahmsweise über etwas Schönes oder auch nur darüber, dass mal etwas richtig gut funktioniert - und schon spielt eine wieder ganz sicher nicht mit: die S-Bahn München. Diesmal geht es nicht um Verspätungen, Zugausfälle oder marode Bahnhöfe im Umland. Diesmal geht es um Ästhetik und - wie so oft - mangelnden Service.
Denn ausgerechnet am Marienplatz ist die S-Bahn derzeit kaum zu finden. Und das hängt mit der viel gelobten Neugestaltung des Zwischengeschosses zusammen - und mit der Sparsamkeit der Bahn.
Hinweise auf die Züge der S-Bahn fehlen
Mit dem Umbau des Sperrengeschosses in eine wohlig-warme Rotlichtzone wollte die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die Information für die Reisenden deutlich verbessern. Das ist ihr auch gelungen: Große Displays schon in den Abgängen vom Marienplatz zum Zwischengeschoss zeigen die aktuellen Abfahrtszeiten der U-Bahnen U6 und U3 an.
Nur etwas fehlt: Jeder Hinweis auf die Züge der S-Bahn, die an dieser Station täglich von mehreren Hunderttausend Menschen genutzt wird. Im Zwischengeschoss selbst finden sich zwar die grünen S-Bahn-Schilder, die den Weg zu den Bahnsteigen weisen sollen. Aber auch dort sind sämtliche Monitore, die Abfahrtszeiten anzeigen sollten, nur schwarz. "Wegen Bauarbeiten derzeit außer Betrieb" - das ist die einzige Information, die der Pendler zur Zeit bekommt.
Gemeinsame Monitore? Nicht notwendig.
Fragt man bei der MVG, in deren Verantwortung das neue Zwischengeschoss liegt, wird dort auf die Bahn-Zentrale in Berlin verwiesen: Die habe sich schlicht geweigert, die erforderlichen Summen aufzubringen, um die S-Bahn-Daten in gemeinsame Monitore an den Abgängen vom Marienplatz einzuspeisen.
In der Konzernzentrale in Berlin spielt man den Ball zurück nach München. Dort bestätigt ein Sprecher im Grunde die Auskunft der MVG: Die Notwendigkeit eines gemeinsamen Monitors habe man anfangs nicht gesehen, denn schließlich gebe es ja die eigenen Anzeigentafeln.
Dumm nur, dass die gerade nicht funktionieren. Der Grund: Ihre Position sei bei der Neugestaltung des Zwischengeschosses ein Stück nach vorne verlegt worden. Also müssten nun auch die dazugehörigen Kabel neu verlegt werden. Das klingt nach einfacher Heimwerkerarbeit. Sei es aber nicht, erklärt der S-Bahn-Sprecher: Denn weil der gesamte S-Bahn-Bereich ja gerade für einen besseren Brandschutz saniert werde, müssten auch die Kabel entsprechend verbaut werden. "Sie werden aber demnächst angeschlossen", verspricht er.
S-Bahnhof als düstere Großbaustelle
Was "demnächst" heißt ist aber wohl nicht näher bestimmbar. Denn auch die Bauarbeiten für den Brandschutz auf und um die beiden S-Bahnsteige ziehen sich noch hin. So schön modern das Zwischengeschoss schon leuchtet, so sehr gleicht der Bahnhof immer noch einer ziemlich düsteren Großbaustelle. 2016 sollen dann die Decken wieder verkleidet und die Gerüste und Planen endlich abgebaut sein, wobei optimistische Pendler schon eher auf Januar als auf Juli hofften. Vergebens: "Wir gehen von Mitte 2016 als Abschluss der Brandschutzarbeiten aus, ohne uns zum jetzigen Zeitpunkt auf einen konkreten Monat festlegen zu wollen", heißt es bei der S-Bahn.
Bleibt die Frage, wann Fahrgäste die Abfahrtszeiten von U- und S-Bahn doch noch gemeinsam an den Zugängen vom Marienplatz ablesen können. "Die Bahn arbeitet bundesweit an einer verbesserten Fahrgastinformation auf der Basis von GPS-Daten", erklärt der S-Bahn-Sprecher. Dann werde es ganz neue Monitore geben, und die Daten könnten auch endlich in die Anzeigen der MVG eingespeist werden. Der Zeitpunkt dafür: vorerst offen.
