Marienplatz:Feuchtgebiete im Untergrund

Seit dem Bau der Erweiterungstunnel rinnt aus der Decke des U-Bahnhofs Marienplatz immer wieder Wasser. Mit neuen Spülgeräten will das Baureferat die Wände trockenlegen.

D. Hutter

Hier eine Pfütze, dort ein Eimer, und manchmal sind auch ganze Bereiche mit rot-weißen Plastikbändern abgesperrt: Besonders vertrauenserweckend sieht es nicht aus im U-Bahnhof Marienplatz, aus dessen Decke seit dem Bau der Erweiterungstunnel immer wieder Wasser rinnt. Nach diversen erfolglosen Versuchen will das Baureferat das große Tropfen nun ein für alle Mal abstellen - durch den Einbau automatischer Spülapparate, die das Drainagesystem funktionstüchtig halten sollen.

Marienplatz

Mit automatischen Spülapparaten will das Baureferat das große Tropfen nach einigen erfolglosen Versuchen nun ein für alle Mal abstellen.

(Foto: Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Behörde sucht derzeit nach einer Firma, die die Geräte innerhalb des nächsten halben Jahres hinter den orangefarbenen Wandverkleidungen montieren soll. "Ich gehe davon aus, dass dann nichts mehr tropft", sagt Ralf Wulf, Leiter der Hauptabteilung U-Bahn-Bau im Baureferat. Das Problem derzeit: Anders als bei den Erweiterungstunneln ist der Betonmantel des alten, 1971 eröffneten Stationsteils wasserdurchlässig. Was früher nicht weiter auffiel - die Soße lief einfach hinter der Wandverkleidung hinab und war damit für die Fahrgäste nicht zu sehen.

Vor allem an den nachträglich gebauten Durchbrüchen zu den neuen Bahnsteigröhren klappt das aber nicht mehr, das Wasser tropft von der Decke herab. Das Baureferat hat deshalb vor einiger Zeit Entwässerungsrinnen nachgerüstet, die wegen Verkalkung jedoch nach kurzer Zeit schon wieder überliefen. Über der in etwa 18 Metern Tiefe gelegenen Station steht Wulf zufolge eine zehn Meter hohe Grundwassersäule - entsprechend groß ist der Druck. Nach einer erfolgreichen Testreihe setzt Wulf nun auf die Spülautomaten. Sie sollen in allen Durchbrüchen montiert werden und in regelmäßigen Abständen mit Entkalker versetztes Wasser durch die Rinnen schicken.

Verstopft das System trotzdem, stoppt ein "Schwimmer", vergleichbar dem Spülkasten einer Toilette, den weiteren Zufluss und sendet ein Signal, damit die Reinigungstrupps wissen, dass sie sich die Rinnen nun manuell vorknöpfen müssen. "Wir verlängern so die Reinigungsintervalle", berichtet Wulf. Derzeit muss noch für jede Entkalkung die Wandverkleidung abgenommen werden. Auch das soll sich ändern, das Baureferat will Klapptüren für Revisionsarbeiten nachrüsten. Was das Ganze kostet, ist noch nicht im Detail klar. Wulf geht von einer niedrigen sechsstelligen Summe aus. Da die Arbeiten den U-Bahn-Betrieb nicht stören sollen, sind mehrere Monate dafür veranschlagt.

Kleinere Wassereinbrüche in U-BahnStationen sind alltäglich und bedeuten keinerlei Gefahr für das Bauwerk. Weil die Fahrgäste die dunklen Flecken aber eher mit Unbehagen beäugen, sind die Wände der meisten älteren Stationen mit Blech oder Kunststoff verkleidet. Wasserundurchlässiger Beton, wie er inzwischen verwendet wird, stand in der Anfangszeit des Münchner U-Bahn-Baus noch nicht zur Verfügung. Feucht geht es übrigens auch in den Straßenröhren am Mittleren Ring zu, sagt Wulf. Obwohl sie nur wenig über der Oberfläche liegen, rinne auch dort hinter der Wandverkleidung das Wasser herab.

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