Zu Beginn von Marie Sophie Hauzels Klavierabend in der Reihe "Winners & Masters" im Festsaal des Künstlerhauses am Lenbachplatz dominierte mit Chopin und Brahms die feine Miniatur. Doch alsbald schlug mit Bedřich Smetanas wie eine frische Brise aufrauschender Konzertetüde "Na břehu mořském - am Seegestade" von 1861 erstmals das Virtuosentum zu, bevor mit Maurice Ravels "La Valse" der Abend ebenso fulminant wie in der Aussage bedrohlich, ja erschreckend zu Ende ging.
Die 22-Jährige setzte alle Register ihres exzellenten pianistischen Könnens ein, um diese Demontage des Wiener Walzers als Fanal des zweiten Weltkriegs wahrlich grandios in Szene zu setzen. Wer sie dabei aus nächster Nähe beobachten konnte, war einmal mehr erstaunt, was Hände da im Glissando über die ganze Tastatur, flinke Finger und sogar die Faust (im Bass!) alles modellieren und vielfach überlagern müssen, um dem Ganzen seine vielfach schillernde Aura zu geben.
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Trotzdem beeindruckten die vier sehr unterschiedlichen, sich ergänzenden Mazurkas des op. 30 von Frédéric Chopin und vor allem die drei späten Intermezzi op. 117 von Johannes Brahms nicht weniger. Wie viele Nuancen die junge Pianistin dem Steinway entlockte, wie viele Farben im Anschlag und Finessen in ihren Tempomodifikationen zu hören waren, war staunenswert. Beinahe "Lieder ohne Worte" sind diese späten, harmonisch so wunderbar abgeklärt und herrlich melodiös gefassten Stücke. Dazu passte die betörende Franz-Liszt-Bearbeitung von Schumanns "Widmung" perfekt wie auch Cem Esens "Nymph".
Wie auch Ludwig van Beethovens op. 28, seine nicht zu Unrecht "Pastorale" genannte Klaviersonate. Sie fügte sich in diese Abfolge nahtlos ein, bedeutet das hier durchgängige Prinzip der variierten Wiederholung doch auch eines der Entspannung. Diese Haltung kostete Hauzel in jeder Phrase und in der großformalen Gestaltung differenziert aus und brachte jedes Detail zum Leuchten. Große Begeisterung!