Nachruf:Pionierin des Typen-Kabaretts

Nachruf: Maria Peschek bei einem Auftritt in Monis Brettl in Gilching.

Maria Peschek bei einem Auftritt in Monis Brettl in Gilching.

(Foto: Georgine Treybal)

Als "Ratschkathl" Paula Pirschl wurde sie berühmt, aber sie schlüpfte auch in viele andere Rollen, etwa in der TV-Serie "Der Bulle von Tölz" oder im Tams-Theater. Jetzt ist Maria Peschek mit 69 Jahren überraschend gestorben.

Von Oliver Hochkeppel

Geboren wurde Maria Peschek 1953 im 1500-Einwohner-Örtchen Weng bei Landshut. Doch aufgewachsen ist sie in München. Erzieherin hat sie gelernt, doch das wurde sie dann eher für Erwachsene, weil der Ruf der Bühne stärker war. Sie absolvierte die Otto-Falckenberg-Schauspielschule, bald folgten Theater-Engagements und kleine TV-Rollen. Entscheidend aber sollte eine Rolle werden, die sie bereits an der Schauspielschule formte und, von Sigi Zimmerschied inspiriert, 1985 beim Passauer Scharfrichterbeil-Wettbewerb ausprobierte: die der Paula Pirschl, einer derben, engstirnigen und schadenfrohen niederbayerischen Person mit Küchenschürze und Mitteilungsbedürfnis, eine klassische "Ratschkathl" also.

Vielfach ausgezeichnet als Schauspielerin und eine engagierte Mutter

Sie errang aus dem Stand den zweiten Platz und merkte: "Die Leute mögen mich." Im Jahr darauf folgte das erste Abend füllende Programm, und auch bei der Premiere der BR-"Radiospitzen" war sie mit von der Partie - um dort zur Institution zu werden. Zusammen mit Gabi Lodermeier gebührt Maria Peschek der Rang der Pionierin, die das Typenkabarett um die weibliche Facette ergänzte. Paula Pirschl wurde in zahllosen weiteren Programmen zu ihrem zweiten Ich, an dem sie fleißig arbeitete.

"Was war des jetzt?", mit dem sie 2016 ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum feierte, war ihr 24. Programm. Die Pirschl war so dominant, dass andere Figuren, etwa die Kinderpsychologin Freifrau von Zitzewitz-Bürstenbinder oder die Sängerin Helen Winter, und selbst ihre Rollen in TV-Serien wie "Der Bulle von Tölz" oder "Franzi" gerne übersehen wurden. Und damit auch, welch breit aufgestellte Schauspielerin, die unter anderem mit dem Ernst-Hoferichter-Preis und dem Kabarettpreis der Stadt München geehrte Peschek war.

Ohnehin verstand sich die auch sozial stark engagierte zweifache Mutter nicht als Solo-Kämpferin. Sie trat gerne mit anderen auf, etwa mit Susanne Weinhöppel, den Wellküren, dem Journalisten Michael Skasa oder ihrem Ehemann Helmut Dauner. Eng verbunden war sie auch dem Tams-Theater, für das sie zahlreiche Stücke schrieb und oft mitspielte, gemeinsam mit dessen Leiterin Annette Spola seit 2003 auch regelmäßig als bayerisches Clowns-Duo "Beppi und Charli" - wofür sie noch 2020 den Schwabinger Kunstpreis bekam. Völlig überraschend ist Maria Peschek nun in der Nacht zum Freitag mit 69 Jahren gestorben.

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