Kritik:Beseelt innerlich

Pianistin Maria João Pires spielt in der Isarphilharmonie Mozart mit dem Netherlands Philharmonic Orchestra.

Von Klaus P. Richter

Mozarts letztes Klavierkonzert, bei dem er 1791 auch das letzte Mal auftrat, verdient immer exquisite Besetzung. Sie kam in die Isarphilharmonie mit Maria João Pires, die nur noch sehr selten auftritt. Und sie fand gleich mit dem lyrischen ersten Thema ihre eigene Tonlage verinnerlichter Spiritualität, die sich auch im luziden Blitzen aller Klangkaskaden nie an bloß luxurierende Virtuosität verlor.

Schon in der Durchführung des ersten Satzes mit seinem ungewöhnlichen Parcours von Modulationen durch an die elf Tonarten brachte sie aber auch jene introvertierte Dramatik ein, die nicht nach außen zielt, genau wie in der großen Solokadenz über das Hauptthema: trotz des B-Dur eine untergründige Aura von Wehmut, vielleicht "Reife" eines Spätwerks im Genre, vielleicht Ahnung von Endlichkeit.

Beseelt dann auch das Larghetto in den Wechselspielen mit dem voll besetzten Netherlands Philharmonic Orchestra, das unter Leitung von Lorenzo Viotti mit aller, manchmal überwältigender Kraft, miteiferte. Im letzten Satz aber verscheuchte Mozart, seiner mentalen Disposition entsprechend, alle Wehmut im Frühlingshymnus "Komm lieber Mai und mache" samt einer virtuosen Solokadenz. Hier zeigte Pires, die übrigens auch in München bei Rosl Schmid studiert hatte, dass sie nichts von ihrer pianistischen Brillanz verloren hat.

Mozart auch als Zugabe: das beseelte Adagio aus der Klaviersonate KV 332. Viotti, Sohn des früheren Maestro beim Münchner Rundfunkorchester, hatte schon Wagners "Siegfried Idyll" als Entree mehr sinfonisch als idyllisch musiziert. Auch in der zweiten Sinfonie von Brahms setzte er auf Kolossalklang und kostete schwelgerisch alle Konturen des Opus aus, vor allem in den brausenden Tuttistürmen des Finalsatzes. Mit der andächtigen Zugabe aus dem "Ave verum" von Mozart kehrte aber etwas vom Zauber aus Pires' Mozart wieder zurück.

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