Sie kommt zwar auf den Kirchentag, aber sie gibt keine Interviews, nicht vorher und auch nicht während der Tage in München. Man möge ihr einfach zuhören, ihre Worte sollen für sich wirken. Der erste öffentliche Auftritt der Ex-Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nach ihrem Rücktritt wegen einer Alkoholfahrt im Februar wäre eine Bibelarbeit gewesen. Am Tag zwei des Christentreffens.
Nun aber hat Margot Käßmann anders entschieden: Sie wird in München am 12. Mai ihr neues Buch vorstellen, bei Hugendubel am Marienplatz - zweieinhalb Stunden, bevor der Ökumenische Kirchentag (ÖKT) offiziell mit einem Gottesdienst auf der Theresienwiese beginnt.
Es ist dies eine schöne PR-Aktion für sie - und für Hugendubel, der im zweiten Stock ein paar Büchertische zur Seite räumen wird. 100 Personen finden so Platz auf den Gängen im Verkaufsraum. Und das Haus dürfte voll werden. Besucher sind erwünscht, die Presse ist willkommen.
Das Buch trägt den Titel Das große Du - Das Vaterunser und erscheint im Lutherischen Verlagshaus in Hannover in einer Reihe, die sich Einfach Evangelisch nennt und einmal fünf Bände umfassen soll. Auf 84 Seiten deutet Käßmann das Vaterunser, voraus geht der Originaltext Luthers. Ihr letzes Werk, In der Mitte des Lebens war Anfang März auf dem zweiten Platz der Spiegel-Bestsellerliste.
Das neue Buch könnte also ein Glücks- und Geldbringer werden für das Verlagshaus ihrer Landeskirche, dessen Geschäftsführer Christoph Vetter vormals Sprecher der EKD war. Offenbar hatte das Verlagshaus auch die Idee, Käßmann für die Präsentation zum Auftakt des ÖKT zu gewinnen. Nur einen schönen Ort solle man suchen, hatte Käßmann gewünscht.
Der Blick auf den Marienplatz kommt dem entgegen. Nach dem Kirchentag wird Käßmann noch zwei Monate in Deutschland sein, sie wird predigen und Vorträge halten und auf dem Hessentag in Stadtallendorf auftreten.
Danach geht sie bis zum Herbst in die USA. Die Emory-Universität im Bundesstaat Atlanta hatte die 51-Jährige zu Gastvorträgen eingeladen. Wenn sie aus Amerika zurückkehrt, hat die EKD einen Nachfolger gewählt.