SZ-Serie: Bühne? Frei!:Betreff: Gemeinheit

Margit Auer

Margit Auer schreibt Kinderbücher, unter anderen die Bestseller-Reihe "Die Schule der magischen Tiere", die in 22 Sprachen übersetzt wurde. Zudem ist sie Teil des SZ-Familientrios.

(Foto: Richard Auer)

Kultur-Lockdown, Tag 101: Die Kinderbuchautorin hält Kontakt zu ihren Lesern

Gastbeitrag von Margit Auer

Leser des SZ-Familientrios wissen, dass ich in einem Männerhaushalt lebe. Deswegen habe ich meine Lesereisen bisher gern dazu genutzt, um mir abends im Hotel die Filme anzusehen, für die ich zu Hause blöde Bemerkungen kassiere. Das geht gerade nicht. Also schaue ich zu Hause die "Eiskönigin", "Coco" und "Rubinrot", hole alle Folgen von "Friends" nach (vermutlich bin ich die Einzige, die nicht weiß, wie es mit Ross und Rachel nach der gemeinsamen Nacht im Naturkundemuseum weitergeht). Ja, ich habe sogar meinen ersten Rosamunde-Pilcher-Film zu Ende gesehen.

Vieles wurde in den letzten Monaten abgesagt. Das nervt, schon klar. Der Kinofilm zu der "Schule der magischen Tieren" mitsamt seinen Premierenfeiern wurde um fast ein Jahr verschoben. Neuer Termin ist der 7. Oktober 2021. Trotzdem werde ich mich nicht beschweren. Ich bin Schriftstellerin und kann überall schreiben. Und meine Leserinnen und Leser können überall lesen! Das tun sie. Sie lesen und lesen und zwar soviel wie nie zuvor. Kinderbuchverlage kommen relativ gut durch die Krise.

Klar fehlen mir die Lesungen. Ich wäre gern nach Polen gefahren, um dort meine Leser, meinen polnischen Verlag und meine Übersetzerin zu treffen. Solche Begegnungen sind eine riesengroße Bereicherung, danach schreibe ich immer mit Rückenwind. Die Einladung des Goetheinstituts musste abgesagt werden, logisch.

Kontakt zu meinen Lesern habe ich trotzdem, weil mich über die verschiedensten Kanäle Nachrichten erreichen. Und zwar viel mehr als sonst. Lockdown und Homeschooling wecken die Lust am Briefschreiben. Die Kinder schicken Geschichten, Fotos, Bilder und Bastelarbeiten. Ich soll Steckbriefe ausfüllen ("Für unsere Schulbibliothek"), Fragen beantworten und Schreibtipps geben. Manche Absender platzen vor Wut. Unter "Betreff: Gemeinheit" beschwert sich die siebenjährige Charlotte darüber, warum es Mister Morrison nicht tatsächlich gibt. Für alle, die "Die Schule der magischen Tiere" nicht kennen: Mister Morrison ist Inhaber einer magischen Zoohandlung und verteilt sprechende Tiere. Charlotte ist stinksauer: "Ich wollte ihm gerade einen Brief schreiben!" Amira schlägt vor, dass die zwölf Erdmännchen aus der magischen Zoohandlung zu einem Kind kommen könnten. Und zwar zu einem Mädchen, das, genau, Amira heißt. Wieder einmal verschmelzen die Grenzen zwischen Fantasie und Realität, ist das nicht toll?

Anna wünscht sich, dass in Band zwölf ein magisches Chinchilla auftauchen soll. Als ich antwortete, dass ich schon ein anderes Tier ausgewählt habe, lässt sie nicht locker. "Dann eben in Band 13!", fordert sie. Andere Zeilen sind zum Dahinschmelzen: "Hey, ich wollte nur kurz sagen, dass ich Ihre Bücher LIEBE!" Adina schreibt: "Ich bin fast in Ohnmacht gefallen, als mir meine Lieblingsautorin zurückgeschrieben hat!"

Also, ich werde mich echt nicht beschweren! Und wenn der Lockdown noch länger dauert, schaue ich mir alle "Ostwind"- Filme an.

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