Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.
Heike Adam kann auf die Konkurrenz herabschauen. Ganz wörtlich. Sie ist die Wirtin des "Manhattan" im grünen Haus der Freimanner Studentenstadt, und wenn sie von der Bar auf der Dachterrasse ein paar Schritte nach vorne zur Brüstung geht und 19 Stockwerke tief nach unten schaut, blickt sie in den Eingang des "Potschamperl" im Keller des orangenen Hauses.
Beides sind Bars, die von Studenten für Studenten betrieben werden, in beiden sind Essen und Getränke günstig und die Arbeit ist ehrenamtlich. Was sie zuallererst unterscheidet, ist ihre Lage: ganz oben und ganz unten.
Wer zum ersten Mal auf die Terrasse des Manhattan kommt, geht unwillkürlich zur südwestlichen Ecke und lässt den Blick schweifen. Im Westen die Silhouette des Olympiaturms und die Reflexion der untergehenden Sonne auf dem Zeltdach des Stadions. Im Südosten ziehen sich Baumwipfel bis zur Innenstadt und in der Ferne erheben sich die Kuppeltürme der Frauenkirche und weit dahinter die Alpen.
Die Sonne wärmt, der Ausguck in gut 50 Metern Höhe lässt alle Enge der Stadt abfallen. Mit einem Cocktail gleitet es sich hier entspannt in den Abend hinüber. 30 Stück finden sich auf der Karte, für eine Studentenbar eine geradezu astronomische Zahl. "Früher waren es sogar mal 100 Cocktails", erzählt Heike. Aber das sei übertrieben gewesen. Die jetzigen seien dafür besonders gut.
19 Stockwerke tiefer führen elf Stufen hinab ins Potschamperl. Optisch entspricht es, dunkel und mit teilweise unverkleideten Rohren, eher dem Klischee der "normalen Studentenbar". Trotzdem ist Lina Albrecht, die zusammen mit Jaime Rojas das Sagen hat, fast beleidigt ob dieser Formulierung. Livebands gebe es hier immer wieder, vier bis fünf Events im Monat, erzählt sie stolz. "Ich will immer wieder was Neues ausprobieren und anbieten" - das sei auch die Herausforderung, die sie an der Kneipe reize.
Hier unten ist die Luft im Sommer warm und ein wenig stickig. Es ist eine andere Welt. Hier kann man sich gut eine laute Party mit rockiger Musik vorstellen. Das einzige Fenster führt in einen blau gestrichenen Luftschacht, in dem zwei Blumentöpfe hängen. Im Eingangsbereich steht ein Kicker und Cocktails gehen nur selten über die Bar.
"Das hier ist eher eine Bierkneipe", betont Lina. Sie ist neben den Events vor allem auf das Essen stolz. "Alles frische Zutaten", das sei schon damals das Markenzeichen gewesen, als ihr Onkel in München Student war. Etwas später sammeln sich auch im Potschamperl oder "Pott", wie Lina sagt, Gäste, obwohl die Jahreszeit eher für das Manhattan spricht. Wirklich Konkurrenz mache man sich nicht. "Im Sommer läuft es oben besser, im Winter hier unten bei uns", sagt Lina.
Wenn das Wetter schlecht wird, geht es im Manhattan noch weiter nach oben. Die eigentliche Kneipe liegt im 21. Stock, doch enttäuscht wird, wer hier noch mehr Aussicht erwartet: Kein einziges Fenster öffnet sich dem Blick nach draußen. An der höchsten Stelle der Studentenstadt könnte man sich fast im Keller wähnen.
Die Motivation der beiden Frauen, unzählige Stunden ohne Bezahlung auf die Kneipe statt aufs Studium zu verwenden, ähnelt sich. Mit den Leuten zusammenarbeiten, etwas organisieren - darum geht es Lina. Sie habe gerne mal hinter der Bar arbeiten und sich ausprobieren wollen, sagt Heike. In einer normalen Bar könne sie das nicht - schließlich habe sie keinerlei Kunststücke im Repertoire. Die Ergebnisse sind trotzdem gut. Und das weiß offenbar auch Lina zu schätzen: "Wenn ich mal Abwechslung brauche, geh' ich ins Manhattan."
Ganz streng genommen dürfte sie das gar nicht, denn die Bars sind jeweils nur für die Bewohner der Häuser und deren Gäste da. Aber man kann sich ja mal einladen.
Manhattan, Christoph-Probst-Straße 16, 19. Stock, 80805 München, Mo-So, 17 Uhr - open end