Mando Diao in München:Die Größenwahnsinnigen

Sie behaupten, besser als die Beatles zu sein. Fast zwei Stunden haben Mando Diao in der Olympiahalle gerockt - und bewiesen, dass es keinen Grund gibt, bescheiden zu sein.

Anna-Lena Roth

Bescheiden waren die fünf Jungs von Mando Diao noch nie. Nicht, als sie 1999 anfingen, ernsthaft Musik zu machen. Damals, im kleinen, schwedischen Borlänge. Nicht, als sie 2006 ihr drittes Album "Ode to Ochrasy" herausbrachten und behaupteten, die Platte sei besser als viele Alben der Beatles. Und auch nicht heute, zehn Jahre und fünf Studioalben später.

Mando Diao

Björn Dixgård und Gustaf Norén (links) von der schwedischen Rock-Band Mando Diao.

(Foto: Foto:)

"Wenn ich nicht der Meinung wäre, Mando Diao sei die allerbeste Band, würde ich eine andere gründen", tönte Frontmann Björn Dixgård vor kurzem in einem Interview. Das Konzert, das die Band am Samstagabend in der Münchner Olympiahalle gab, zeigte: Es gibt keinen Grund, bescheiden zu sein.

Um viertel nach neun ist es endlich so weit. Nachdem die Vorband das getan hat, was Vorbands nun mal so tun, stürmen die fünf Musiker von Mando Diao auf die Bühne. Sie tragen schlichte schwarze Anzüge, nur Sänger und Gitarrist Gustaf Norén ist in einen schwarz-roten Umhang gehüllt. Hämmernde Bässe. Grelle Lichtblitze. Dann die ersten Zeilen von "Blue Lining, White Trenchcoat".

Ohne ein "Hallo München, wie geht's?"" legen die fünf Endzwanziger los. Und schon nach 30 Sekunden wippen im Publikum die Füße, nicken die Köpfe, tanzen die vorderen Reihen. Es sind vorwiegend junge Mädchen in Röhrenjeans und Chucks, die den Schweden-Rockern zukreischen.

Die ersten fünf Lieder des Abends beweisen, dass die Schweden ihren Ruf als eine der besten Livebands verdient haben. Ein schneller Song jagt den anderen, die Bandmitglieder fegen über die Bühne, brüllen ins Mikro und gönnen sich und ihrem Publikum kaum einen Moment zum Durchatmen. Dann, als sich die Menge fast schon an das Tempo gewöhnt hat, kehrt eine seltsame Stille ein. Fast unbemerkt verschwinden Björn Dixgård und Gustaf Norén von der Bühne.

Begleitet von einer handvoll Bodyguards tauchen die Sänger in der Mitte der Menge wieder auf, bahnen sich ihren Weg durch die Masse und stehen dann ganz allein im Scheinwerferlicht auf einer winzigen Bühne am anderen Ende der Halle. Und zeigen, dass Mando Diao kein Feuerwerk, keine aufwendigen Lichtinstallationen oder wummernden Bässe braucht, um Stimmung zu machen. Es geht auch minimalistisch: Vier umjubelte Songs lang verwöhnen die beiden Sänger nur mit Gesang und Gitarre. Dabei sorgt vor allem die tiefe, rauchige Stimme von Björn Dixgård für Gänsehaut.

Gemeinsam schwören sie dem kalten Winter ab, entführen die Zuhörer mit Zigarre im Mundwinkel auf eine musikalische Reise nach Kuba. Und das Publikum lässt sich dankbar tragen. Es ist dieser Wechsel vom Lauten, Explosiven zu den ruhigen Stücken, die den Abend ausmachen. Mando Diao beherrscht beides in Perfektion.

Nach dem kurzen Intermezzo wechseln die Sänger wieder auf die Hauptbühne. Das Toben geht weiter. Energiegeladener, fast schon aggressiver Gitarren Retro-Rock mit Sixties-Flair dröhnt durch die Halle. Spätestens bei "Down In The Past" erheben sich auch die letzten Tribünen-Hocker von ihren Sitzen, tanzen und singen mit den fünf Indie-Rockern.

Ausgezogen, um die Stadien zu füllen

Neben den großen Hits spielen die Schweden auch Songs ihres aktuellen, im Februar erschienenen Albums "Give Me Fire": "Gloria", "Mean Street" und - natürlich - "Dance With Somebody" Die fünfte Platte ist ihre kommerziell erfolgreichste: Platz eins der deutschen Albumcharts und ein bei "Wetten, dass...?!" hat sie ihnen gebracht. Und eine ausverkaufte Tour durch kleinere Clubs im Frühjahr. Jetzt, im Herbst, strebt die Band nach Größerem. Sie ist ausgezogen, um die Stadien zu füllen.

Nach drei Zugaben und einem Goldglitter-Regen ist Schluss in der gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Olympiahalle. Fast zwei Stunden haben die Jungs von Mando Diao gerockt. Haben sämtliche Zuhörer mitgerissen und bewiesen, dass sie nicht nur laut und schnell, sondern auch leise und gefühlvoll spielen können.

Keyboarder Mats Björke hatte fünf Tage vor dem Konzert in einem Interview versprochen, München werde die größte Show des Jahres werden. Die Schweden-Rocker sind tatsächlich größenwahnsinnig. Zu Recht.

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