Maibockanstich:"Manche nennen uns auch Frozen-Horst und Burning-Markus"

Das Frotzeln gegen CSU-Chef Seehofer kann sich Bayerns Finanzminister Söder beim Maibockanstich einfach nicht verkneifen. Zu seiner Konkurrentin ist er aber noch ein bisschen frecher.

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"Von mir gibt es überhaupt heute nur brave Gedanken", kündigt Markus Söder an diesem Abend an. Er habe die Staatskanzlei vor dem offiziellen Maibockanstich im Münchner Hofbräuhaus noch einmal ausdrücklich gefragt, wie viel Humor man aushalte - "es gab die freundliche und höfliche Antwort: 'Gar keinen'." Der bayerische Finanzminister lässt den Zuhörern kaum Zeit, zu überlegen, ob er damit nur auf den Fall Böhmermann anspielt oder zugleich noch eine Spitze gegen CSU-Chef Horst Seehofer absetzt. Söder södert los. "Was haben George Clooney und Horst Seehofer gemeinsam? Ganz einfach: Beide sind eingeladen und beide haben abgesagt. Warum? Weil sie mit Dreharbeiten beschäftigt sind. Clooney dreht einen Film und der Horst dreht am Rad - am großen Rad der Weltpolitik natürlich."

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An seinen Plänen für die Zeit nach der nächsten Landtagswahl lässt "Burning Markus" keinen Zweifel: "Als bayerischer Finanzminister habe ich wundervolle Dinge zu verwalten, zum Beispiel Schlösser oder Flughäfen. Ich habe mir da unheimlich viel Wissen angeeignet. Eigentlich schade, dass ich damit ab 2018 nichts mehr anfangen kann." Falls der Plan, nächster bayerischer Ministerpräsident zu werden, doch nicht aufgeht, kann Söder sein Schlösser-Wissen reaktivieren - und wieder in die Kostümkiste greifen.

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Im Schwadronieren über seine Zukunft kommt der Finanzminister auch auf seine Konkurrentin Ilse Aigner zu sprechen: "Wir sind seit über 30 Jahren wirklich gut befreundet und sie hat mich sogar als Landesvorsitzenden der Jungen Union vorgeschlagen. Ilse sagte damals zu mir: "Markus, du bist die Nummer 1, das Beste für Bayern, du sollst uns anführen." Ich kann nur sagen: Ilse, bleib bei deiner Meinung." Aber wer weiß schon, was 2018 wird, schiebt Söder hinterher und ergänzt an Aigner gewandt: "Wäre schön, wenn der Kontakt zwischen uns nicht abreißt."

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"Aus Gründen der Pietät und des Minderheitenschutzes" wendet sich Söder dann noch einer Partei zu, die wohl bald nur noch die Bedeutung des Südschlesischen (sic!) Wählerverbandes habe: der Bayern-SPD und deren Chefs Florian "Flori" Pronold und Markus "Rindi" Rinderspacher: "Die haben sich bestimmt schon im Kindergarten beschwert, dass der Kakao zu kalt sei. Starkbier mögen sie aber, denn die SPD hat in Umfragen mittlerweile ungefähr die gleichen Werte wie die Stammwürze vom Maibock." Immerhin das scheint eine Gemeinsamkeit zwischen CSU- und SPD-Politikern zu sein: die Affinität zum Starkbier. Zumindest sehen Söder und seine Frau Karin so aus, als würden sie das Getränk durchaus auch mögen.

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Weil der Maibockanstich im Münchner Hofbräuhaus mindestens bundesweite Bedeutung hat, widmet sich Söder dem politischen Gegner auch auf dieser Ebene. Am härtesten trifft es jene Partei, für die rechts neben der CSU eigentlich gar kein Platz mehr sein sollte: die AfD und deren Vorsitzende Frauke Petry. "Am liebsten soll Frau Petry es ihrem Vorbild Ronald Schill nachmachen: abstürzen, untertauchen, Dschungelcamp machen und in zehn Jahren in der Rubrik "Was macht eigentlich...?" wieder auftauchen."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Erst als Hausherr Söder den Platz am Rednerpult räumt, darf er ran: Django Asül (hier als menschgewordener Maßkrug). Der Kabarettist hatte schon vor dem Maibockanstich angekündigt, dass er sich mit dem Finanzminister als "Dream-Team" zeigen will - was das genau bedeutet, ließ er allerdings offen. Zu Beginn seiner Rede geht's erstmal um die CSU. Und um Bier natürlich. "Wir feiern 500 Jahre Reinheitsgebot. Exakt sind es ja eigentlich 495 Jahre. Weil Strenggenommen müssten wir die Jahre 2008 bis 2013 abziehen, da war die FDP in der Regierung mit dabei."

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Asül greift in seiner Rede Themen auf, die in den vergangenen Monaten wichtig waren. Etwa den Vorwurf der Medien, "dass Frauen im bayerischen Kabinett quasi unsichtbar seien. Das Volk sieht das ähnlich. Auf die Frage: Nennen Sie eine bayerische Ministerin, antworteten 27 Prozent mit einer Gegenfrage: Dürfen Frauen in Bayern Minister werden? 34 Prozent antworteten: Uschi Glas. 39 Prozent meinten: Anton Hofreiter."

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(Foto: Getty Images)

Einer der unbekannten CSU-Frauen gibt Django Asül gleich an diesem Abend noch einen Tipp - "PR-technisch, da könnte die Ilse (Aigner) a bissl offensiver agieren. Dass sie das kann, hat sie schon bewiesen. Vor einiger Zeit hat sie Fotos von sich auf der Hefteralm gepostet. Ein Foto in Wanderoutfit, umgeben von Rindviechern. Hätte der Söder so ein Foto von sich gepostet, hätte er dazu geschrieben: Beim Ausflug mit Kabinettskollegen." Asül nennt noch ein anderes Beispiel, in dem Aigners Inzenierung nicht so ankommt wie gewünscht: "Um ihren Machtanspruch auch optisch zu zementieren, ging die Ilse im Fasching als Prinzessin Lea aus Star Wars. Der Söder hat sie mitleidig dann von der Seite angeschaut und sich gedacht: Die gute Ilse, a Star wars."

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(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Wie beim Derblecken auf dem Nockherberg gilt auch im Hofbräuhaus: Wer was auf sich hält, will genannt werden. Egal wie. In der bayerischen SPD dürfte deshalb Erleichterung herrschen, dass sie nicht nur in Söders Rede erwähnt wurde, sondern auch bei Django Asül. Wenn auch nicht sonderlich schmeichelhaft: "Die SPD war auch dabei in Veitshöchheim. Und der Rinderspacher hat sich als Pirat in der Karibik versucht. Als Jack Sparrow! Ganz ehrlich, Markus: Selbst wenn du zwar die Klamotten vom Jack Sparrow anhattest, du standest da wie der Johnny Depp." Ernüchternd für Markus Rinderspacher, dem Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, dürfte auch die knallharte Analyse des Kabarettisten sein: Markus Rinderspacher habe gesagt, "er mache Politik nicht für Umfragen und Wahlergebnisse. Ja, das bestätigen auch die Umfragen." Sein Partei-Genosse Florian Pronold kommt nicht besser weg: "Er ist strukturiert im Denken, kontrolliert im Auftritt, einer, der wohl nie was Unbedachtes sagt. Jetzt haltet euch fest: Das sagt der Spiegel über den Florian Pronold! Ich habe gleich gegoogelt, ob es noch einen zweiten Florian Pronold gibt. Und da hat Google geantwortet: Sie haben den einen schon gelöscht - wegen chronischer Wirkungslosigkeit."

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(Foto: dpa)

Ähnlich charmant ist der Vergleich, den sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann gefallen lassen muss: "Der einzige güne Lichtblick ist der Kretschmann in Ba-Wü. Und der ist ja auch kein Grüner im eigentlichen Sinn, sondern eher ein CDU-Mann mit Rußpartikel-Filter."

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(Foto: dpa)

Und weil beim Maibockanstich bekanntlich kein Klamauk gemacht wird, sondern Kabarett, werden auch durchaus ernste Themen angeschnitten - etwa die Flüchtlingspolitik und die Überforderung damit. "Mitarbeitermäßig ist das Bundesamt für Migration optimal aufgestellt. Für den Fall, dass pro Woche ein Asylbewerber kommt, der sehr gut deutsch kann und ein abgeschlossenes Jurastudium mitbringt und den BAMF-Kollegen beim Ausfüllen der Formulare hilft." Manches davon ist womöglich aber auch nur halbernst gemeint: "Je mehr der Bundesregierung der Kompass verloren geht, umso mehr Verantwortung liegt bei der Bayerische Staatsregierung. Das heißt: die Freiheit Bayerns wird ja nicht am Ararat verteidigt, sondern demnächst am Brenner."

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Am Ende erteilt der Kabarettist dem Finanzminister noch so etwas wie einen Freispruch in Sachen Steuerbetrug. "Der größte Ministerpräsidentenaspirant aller Zeiten" habe gesagt, dass er keinerlei Kenntnisse über die Vorgänge in Luxemburg und Panama gehabt habe. "Also ganz ehrlich: Wenn mir der Söder aufrichtig versichert, dass er keine Ahnung hat, ich glaub's ihm."

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