Maibockanstich 2014:Södersche Schmutzeleien

So frech wie ein ehrgeiziger Minister kann ein Kabarettist gar nicht sein: Bayerns Finanz- und Heimatminister Söder stiehlt dem amtlich bestellten Kabarettisten Django Asül beim Maibockanstich im Hofbräuhaus beinahe die Schau.

Von Franz Kotteder

Früher hatten es Kabarettisten leichter. Sie machten Witze über Politiker und darüber, was diese machten, und alles war gut. Die Leute lachten, und die Politiker waren ein kleines bisschen beleidigt, durften das aber nicht so recht zeigen. So funktioniert das Derblecken in Bayern auf dem Nockherberg und auch beim Maibockanstich im Münchner Hofbräuhaus.

Es gibt nämlich Politiker, die den Kabarettisten ihre "Kompetenzkompetenz" (Edmund Stoiber) im Bereich der Satire nicht demütig einräumen wollen. Im Falle des Maibockanstichs am Mittwochabend handelt es sich dabei um die Krawallschachtel der Bayerischen Staatsregierung, Finanz- und Heimatminister Markus Söder. Der ist - als oberster Chef des staatlichen Hofbräuhauses - Gastgeber des Abends und lässt sich wie seine Vorgänger die Gelegenheit nicht entgehen, vor dem berufsmäßigen Kabarettisten Django Asül Gepfeffertes über Kabinetts- und Landtagskollegen loszuwerden.

Was soll man sagen? Als Kabarettist folgt Söder dem Grundsatz: Gefangene werden nicht gemacht. Er hat seine Rede auf dem Rückflug von einer Reise nach Amerika geschrieben, und zu Las Vegas fällt ihm ein: "Das ist die Stadt der Glücksritter und Spieler, da würde sich mein Ministerpräsident wie zu Hause fühlen."

Ein Aloisius an Frau Bause

Überhaupt arbeitet er sich ab an Horst Seehofer: "Kabarett und Kabinett sind sich sehr ähnlich. Im Kabarett lachen aber alle über einen, im Kabinett aber lacht nur einer über alle." Da lachen schon viele im Publikum, und so konstruiert Söder gleich den nächsten Fall, dass nämlich Seehofer gerne selbst die Maibockanstichrede gehalten hätte, anstelle von Söder: "Ich tauschen mit dem Ministerpräsidenten - jetzt schon? Ich habe sofort zugesagt, dann aber nichts mehr von ihm gehört."

So geht's noch eine Weile weiter mit Söder'schen Schmutzeleien. Er verleiht statt eines Oskars den "Aloisius" an die Grünen-Chefin Margarete Bause für beste Frisur und Maske ("Die Jury musste sie allerdings disqualifizieren, weil alles echt ist") - und an Staatskanzleichefin Christine Haderthauer "für die Mitwirkung in zahlreichen Pferdefilmen" und die Hauptrolle in "Der Teufel trägt Prada". Kultur- und Schulminister Ludwig Spaenle ist "der David Copperfield im Lehrerstellen-Rechnen".

Ilse Aigner als "Desperate Housewife"

Ilse Aigner, sagt er, habe erst auf die Rolle in "Ein Chef zum Verlieben" erwartet, sei dann aber bei den "Desperate Housewives" gelandet. Schließlich vermutet er noch, dass Horst Seehofer dann doch nicht 2018 sein Amt abgeben will, sondern erst dann, "wie eine von der NSA abgefangene SMS an Angela Merkel verrät, wenn der Berliner Flughafen eröffnet wird". Die mit den Hufen scharrenden Nachfolger hätten jedenfalls nicht die Sorge "wann er aufhört, sondern ob er überhaupt aufhört".

Söder schont in seiner 20-minütigen Begrüßung nicht die politischen Gegner und erst recht nicht die, nun ja: Parteifreunde, und den Hauptredner des Abends, Django Asül, damit erst recht nicht. Der hat dann zwar immerhin 40 Minuten Zeit für seine Pointen - aber ganz so frech wie ein ehrgeiziger Minister, der noch viel mehr werden will, kann er als einfacher Kabarettist halt dann doch nicht rüberkommen.

Wenn das Schule macht, muss man natürlich - in Söders Fall sogar im Wortsinne - schwarz sehen für das deutsche Humorgewerbe. Denn so gemein wie Parteifreunde und Politikkollegen können Kabarettisten natürlich niemals sein.

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