Maibockanstich 2013:Schmarrn und Schmutzeleien

Beim Maibock-Anstich im Hofbräuhaus in München nimmt Django Asül vor allem den zurückgetretenen Schüttelschorsch und andere Selbstbediener von der CSU aufs Korn. Doch auch sonst kommt an diesem Abend kaum jemand ungeschoren davon.

Von Christian Mayer

Zu den politischen Naturgesetzen in Bayern gehört folgende Regel: Wenn es der CSU zu gut geht, läuft sie Gefahr, sich vor lauter Übermut und Größenwahn selbst zu erledigen. Edmund Stoibers haushoher Sieg bei der Landtagswahl von 2003 war so ein Moment der grandiosen Selbstüberschätzung, der rasch im Debakel endete. Auch im Wahljahr 2013 scheint die absolute Mehrheit nicht ausgeschlossen, die Opposition in Bayern seltsam matt - es ist also mal wieder Zeit für eine schöne Selbstdemontage. Die hat CSU-Fraktionschef Georg Schmid mit seinem Rücktritt gerade erledigt.

Ein guter Kabarettist weiß natürlich, dass man die Starken und Starrköpfigen treffen muss, vor allem dann, wenn man in offizieller Mission auf der Bühne im Hofbräuhaus steht. Das Hofbräuhaus untersteht dem Freistaat, es ist ein Pfund, mit dem jeder bayerische Finanzminister wuchern kann. Prompt übernimmt Markus Söder es selbst, sich und die CSU zu derblecken und berichtet, dass er und Horst Seehofer eigentlich zusammen ein Lied anstimmen wollten: "Ein Freund, ein guter Freund..." Doch dann hätten sie eingesehen: Freunde - sowas haben sie beide nicht. Ob Seehofer deshalb darauf verzichtet hat, ins Hofbräuhaus zu kommen? Wer weiß, offiziell heißt es, er berate sich in der Staatskanzlei mit dem Rest der Fraktionsspitze über die Krise seiner Partei.

Django Asül hat als Hofnarr der hiesigen Politikerkaste ja schon einige Routine. Und auch ohne ihm zu nahe zu treten, darf man behaupten: Die CSU mit ihrer Selbstbediener-Mentalität liegt ihm doch deutlich mehr als die bierernsten Genossen, die um jeden Promillepunkt kämpfen müssen - und die Nachrichtenlage ist eine Steilvorlage. "Was für ein Tag!", frohlockt Django Asül. "Der Schüttelschorsch ist weg und der Mario Götze wird sein Nachfolger."

Für das Fehlen Horst Seehofers hat er noch eine Erklärung: "Der will persönlich dabei sein, wenn sie den Schorsch über die Landesgrenze nach Österreich bringen." Ein weiteres Opfer ist der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Man muss dabei an das berühmte Gedicht von Max Goldt denken: "Ungeduscht, geduzt und ausgebuht". Zumindest das Duzen und Ausbuhen beherrscht der Kabarettist aus Deggendorf im Fall Dobrindt vortrefflich. Beim politischen Aschermittwoch in der Dreiländerhalle in Passau wollte der Generalsekretär 7000 CSU-Getreue gesehen haben, die Halle fasste aber nur 4000 Menschen - offenbar habe sich Dobrindt "von Wiesenhof beraten lassen" oder aber Viagra inhaliert, lästert Asül. Den Aschermittwoch organisiere der Seehofer-Gehilfe jedenfalls mit der "Präzision einer Schrotflinte".

Der Kabarettist hat ebenfalls ein weites Schussfeld, auch wenn einige der üblichen Opfer vergeblich auf ihre Maibockfotzn warten müssen. Der Finanzminister kommt verdächtig gut weg, als "fränkischer Charmebolzen, Womanizer und Wuchtbrummenizer" kann er sich wahrlich nicht beklagen, da ist er von seinem Chef andere Komplimente gewohnt - für die "Schmutzeleien" sind in der CSU eben die lieben Parteifreunde zuständig. Weniger gut ergeht es Sozialministerin Christine Haderthauer, deren panischer Rückzug beim Besuch eines Würzburger Asylbewerberheims von Django Asül ausführlich gewürdigt wird. "Was für die Ilse Aigner tote Pferde, sind für die Christine Haderthauer die Asylbewerber. Da wird die Christine jetzt sagen: Also, ich hab noch keinen Asylanten in der Lasagne entdeckt."

Ist es jetzt eher vorteilhaft oder ein wenig traurig für die bayerische SPD, wenn man bei so einer Veranstaltung nur am Rande vorkommt? Münchens Oberbürgermeister Christian Ude hat als scheidender Städtetagspräsident immerhin eine gute Ausrede, um den Termin schwänzen zu können. Stattdessen erwischt es den Hochdruckpolitiker Hubert Aiwanger, der "Peppe Grillo vom Bauernhof", der nun auch noch das bayerische Gymnasium retten will. Der Chef der Freien Wähler kann sich glücklich schätzen: Wer am Ende eines Abends so blöd dasteht, ist fast so wichtig wie die CSU - das kann nicht jeder von sich behaupten.

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