Süddeutsche Zeitung

Maibock-Anstich im Hofbräuhaus:"Die Baywa-Ausgabe von Dominique Strauss-Kahn"

Aiwanger lebt seinen Sexismus fast so aus wie ein bekannter Franzose, bei Dobrindt sind nach der Magerkur Körper und Geist endlich im Einklang: Django Asül hat beim Maibock-Anstich im Hofbräuhaus den Politikern die Leviten gelesen - heftiger als die Kollegen auf dem Nockherberg.

Lisa Sonnabend

Bei Dobrindt sind nach der Magerkur Körper und Geist endlich im Einklang, Aiwanger lebt seinen Sexismus aus wie ein bekannter Franzose: Django Asül hat beim Maibock-Anstich im Hofbräuhaus den Politikern die Leviten gelesen - heftiger als die Kollegen auf dem Nockherberg. Schon zum fünften Mal hat Django Asül die Rede zum traditionellen Maibock-Anstich im Münchner Hofbräuhaus gehalten. Von Amtsmüdigkeit ist an diesem Mittwochabend jedoch nichts zu spüren. Ob Ministerpräsident Horst Seehofer, sein SPD-Herausforderer Christian Ude, die FDP oder die Grünen - allen schenkt der niederbayerische Kabarettist wieder heftig ein. Django Asül ist es im Laufe der Jahre gelungen, den Maibock-Anstich zur einzig nennenswerten Konkurrenz des Salvator-Anstichs am Nockherberg gemacht zu haben.

So lassen sich fast alle bayerischen Politiker in dem überhitzten Saal blicken. Ministerpräsident Horst Seehofer, zahlreiche bayerische Minister, Bayerns Grünen-Chefs Theresa Schopper und Dieter Janecek, Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger und SPD-Landeschef Florian Pronold. Auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude ist erstmals gekommen. Schließlich will er Seehofer 2013 als Ministerpräsident beerben und der Wahlkampf hat inoffiziell schon begonnen.

Als Erster darf jedoch Finanzminister Markus Söder auf die Bühne, der Gastgeber im staatlichen Hofbräuhaus. Auch er versucht sich im Kabarett: "Heute kann ich einmal dem Ministerpräsidenten eine einschenken", sagt er, ehe er mit drei Schlägen das Bierfass anzapft und Seehofer den ersten Krug reicht. Und weiter: "Warum findet der Maibock-Anstich nicht einmal in Franken statt? Wir haben schöne Orte: Strullendorf, Schnarchenreuth, Geilsheim, Busendorf oder Ochsenschenkel. Alles schöne Plätze - nur ein Problem: Der Ude hätte es nicht gefunden."

Ein paar Lacher erntet der Finanzminister mit seiner Rede durchaus, FC-Bayern-Präsident und CSU-Freund Uli Hoeneß klatscht artig, doch so richtig Stimmung kommt erst auf, als Django Asül zu seiner 35-minütigen Rede ansetzt. Im Folgenden dokumentieren wir die besten Sprüche.

Über die für viele überraschende Entscheidung von Horst Seehofer, Markus Söder zum Finanzminister zu machen

Über Horst Seehofer

Über das neue, schlankere Aussehen von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.

Über die Nominierung von Christian Ude als Spitzenkandidaten der SPD.

Über das umstrittene Betreuungsgeld, das die CSU einführen will

Über Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer

Über die FDP nach den schlechten Wahlergebnissen

Über das Verhältnis zwischen Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Landesvorsitzende der bayerischen FDP und Bundesjustizministerin, und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich von der CSU.

Über die EU.

Über die Wankelmütigkeit von "Wendehals" Horst Seehofer.

Über den Streit um die Ausleihe des Dürer-Bildes und die mangelnden Geographiekenntnisse von Christian Ude

Über die Landeschefin der Grünen, Margarete Bause

Über die fehlerhafte Äußerung von Ludwig Spaenle, Münchner CSU-Chef und Kultusminister, in der Diskussion über eine Zweite S-Bahn-Stammstrecke.

Über Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger und seine potentiell wichtige Rolle nach den nächsten Landtagswahlen.

Über Innenminister Hans-Peter Friedrich und die Kritik am Verfassungsschutz nach Bekanntwerden der Morde der Zwickauer Terrorzelle

Über den Umgang von Umweltminister Marcel Huber mit dem Hygieneskandal von Müller-Brot

Über den Streit zwischen München und Franken um die Ausleihe eines Dürer-Bildes nach Nürnberg

Das Publikum lacht an diesem Mittwochabend oft und klatscht zwischendurch lautstark. An heftigen Stellen dringt mehrmals ein entrüstetetes "Oooooh" durch den Saal. Doch auf den Schlips getreten zeigt sich nach Asüls Rede kein Politiker. Auch Bayerns Wirtschaftsminister und Horst Seehofer (mit Gattin Karin) wirken nicht beleidigt, obwohl sie etwas abbekommen haben - und das nicht zu knapp. Denn sie wissen: Das Schlimmste bei einem Politiker-Derblecken ist, nicht erwähnt zu werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1347037
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.