Macher und Gestalter:Der Kultur-Finanzminister

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Kurt Faltlhauser war bayerischer Finanzminister von 1998 bis 2007. Heute ist er Berater in einer Anwalts- und Steuerkanzlei - mit knapp 75 Jahren. (Foto: Robert Haas)

Umtriebig und durchsetzungsstark: Kurt Faltlhauser feiert seinen 75. Geburtstag

Von Christoph Wiedemann, München

Es gab Zeiten, da tauchte der bayerische Politiker Kurt Faltlhauser fast täglich in irgendeiner Form in den Medien auf. Ganz oft freiwillig und planvoll. Vor allem als bayerischer Finanzminister, der er von 1998 bis 2007 war, als er sich ganz nebenbei zum mächtigen Kulturpolitiker entwickelte. Später dann eher unfreiwillig, als es um die bis heute nicht so richtig ausgestandene Aufarbeitung der Skandale um die Bayerische Landesbank ging, deren Verwaltungsrat er angehörte, zeitweilig gar leitete.

Verglichen damit ist es mittlerweile eher ruhig geworden um den einst so gleichermaßen umtriebigen wie durchsetzungsstarken Macher und Gestalter. Als Berater in der renommierten Anwalts- und Steuerkanzlei PSP kann er noch immer sein über Jahrzehnte gepflegtes und gewachsenes Netzwerk nutzen. Eine Tätigkeit, die sich eher hinter den Kulissen abspielt, aber - und das weiß der Schöngeist Faltlhauser durchaus auch zu genießen - von einem beeindruckenden "Austrags-Stüberl" aus. Von seinem weiträumigen Büro in einem edlen Gründerzeit-Haus östlich des Siegestores blickt er quasi noch immer auf zurückliegende kulturpolitische Großtaten.

Zum Beispiel die Münchner Kunstakademie. Sowohl bei der Renovierung des Altbaus als auch bei der Erweiterung durch Coop-Himmelblau an der Türkenstraße zog Faltlhauser hinter den Kulissen die haushaltspolitischen Fäden. Zusammen mit dem damaligen Kunstminister Hans Zehetmair brachte er den Neubau für die Hochschule für Fernsehen und Film mit eingeschobener Heimstatt für die staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst auf die Schiene. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte er mit der Neugestaltung des Alten Hofes, Münchens zum Finanzamt degradierter ehemaliger Kaiserburg, ein mehr als kompliziertes Erbe zu managen. Unter anderem sorgte der gebürtige Münchner während seiner Amtszeit auch für die Beendigung der jahrzehntelangen Wiederherstellung der Residenz, inklusive der Sanierung des Cuvilliés-Theaters und der Schaffung eines neuen Konzertsaales in der Allerheiligen-Hofkirche.

Was Faltlhauser als Finanzminister heraushebt, war die Entdeckung, dass die bayerische Schlösser- und Seenverwaltung zu seinem Ressort zählt. Der nicht öffentlichkeitsscheue neue Dienstherr brachte die bis dahin verschlafene Truppe auf Vordermann. Denn renovierte Schlösser wiederzueröffnen, brachte angenehmeres Presseecho als das Ankündigen von Sparmaßnahmen. Von da war der Schritt zur Einmischung in kulturpolitische Tagesentscheidungen nicht weit. Keiner beherrschte diese Klaviatur bislang so perfekt.

Faltlhauser hat als bayerischer Finanzminister vor allem auch Münchens Kultur- und Museumsszene maßgeblicher verändert als so mancher Kulturpolitiker. Im "Austrag" kümmert er sich jetzt noch immer um das Feldafinger Buchheim-Museum. Und in der Konzertsaal-Debatte mischt er ebenfalls mit. Ein ausdrücklichen Geburtstagswunsch wäre außerdem noch, das endlich wieder Schwung in die Gestaltung des Münchner Museumsquartiers kommt.

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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