Lukaskirche im Lehel:Neue Räume, neue Töne

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Neu aufgeteilt wird der Innenraum von St. Lukas. Die Seitenbalustraden sollen verschwinden. (Foto: Florian Peljak)

Die mächtige Lukaskirche wird im Inneren umgestaltet. Seitenkapellen sind geplant, die 88 Jahre alte Orgel soll ihre ursprüngliche Klangfarbe zurückbekommen. Der Bund zahlt 7,5 Millionen Euro, gut die Hälfte der Sanierungskosten

Von Julian Raff, Lehel

Ob man sie nun als "Dom der Protestanten" wahrnimmt, oder profaner, als Wahrzeichen des Lehel, prägt die Lukaskirche mit ihrer 64 Meter hohen Kuppel auf jeden Fall die isarseitige Silhouette der City. Seit Juli gilt sie offiziell als Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Auf Grundlage dieses Expertenvotums bezuschusst der Bund nun die für 2022- bis 24 geplante Innensanierung mit der außergewöhnlich hohen Summe von 7 Millionen Euro, der Hälfte der aktuell veranschlagten Kosten. Eine weitere halbe Million Euro ist für die Instandsetzung der Orgel vorgesehen.

Der Fixbetrag wird aus dem Etat des Kulturstaatsministeriums ausbezahlt. Eine maßgebliche Rolle bei der Entscheidung beansprucht der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger für sich. Nachdem er sich im Frühjahr mit Pfarrer Helmut Gottschling über Umfang und Notwendigkeit der Arbeiten ausgetauscht hatte, warb Stefinger unter den Kollegen für das Projekt. Der entsprechende Fördertopf, im Vorjahr rund 200 Millionen Euro schwer, sei mit der Fülle der Anträge "um das Zehnfache überzeichnet gewesen", so Stefinger. Er wäre also um jeden siebenstelligen Betrag froh gewesen, und habe nicht mit einer Förderzusage in maximaler Höhe gerechnet, sagt der Parlamentarier.

Die Lukaskirche entstand von 1893- bis 96 nach einem Entwurf des Architekten Albert Schmidt, der sich in München unter anderem mit dem Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz verewigte. Der Bau greift Stilelemente der späten Stauferzeit am Übergang zwischen Romanik und Gotik auf und gilt als herausragendes Beispiel des Historismus in München. Nach einer Außen- und Statiksanierung in den 2000er Jahren stehen nun technische Ertüchtigungen und Umgestaltungen im Inneren an. Allein der Gerüstbau wird eine Million Euro beanspruchen. Unter anderem werden die den Altarraum flankierenden Seitenräume als Kapellen für kleinere Andachten gestaltet. Die Balustraden bleiben dabei im Originalzustand erhalten.

Mit der Freilegung der kürzlich wiederentdeckten Holzdecken unter den Emporen soll sich der Innenraum insgesamt wieder mehr dem Originalzustand annähern. Zu diesem Zweck werden auch die nachträglich eingebauten inneren Türen am Osteingang zur Steinsdorfstraße ausgetauscht. Die Seiteneingänge im Norden und Süden des Gebäudes werden reaktiviert. Zugleich ist eine bessere Raumnutzung geplant: Das feste Gestühl wird unter den Seitenemporen entfernt und bei Bedarf durch mobile Sitzmöbel ersetzt. Eine teilweise flexible Bestuhlung erleichtert die vielfältige kulturelle Nutzung des Kirchenraums und erfordert einen Aufzug zum Stuhllager im Keller. Der gewonnene Platz wird unter anderem als "Speisesaal" für Bedürftige dienen. Platz für religiöse Großereignisse bietet die Kirche dabei weiterhin, immerhin versammelten sich hier im Lutherjahr 2017 bis zu 2000 Gläubige.

Eng mit geplanten Verbesserungen des Raumklangs verknüpft, ist die Sanierung der 88 Jahre alten Orgel mit ihren insgesamt 4560 Pfeifen. Erneuert werden unter anderem der Spieltisch und die Verkabelung zum elektrisch getriebenen Gebläse. Sechs neue Register sollen die Farbigkeit des ursprünglichen Klangs wiederbringen, den Restaurateure der 60er-Jahre eher ins Spröde verändert hatten, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend.

Mit nur zwei Toiletten sind die Sanitäranlagen für größere Zusammenkünfte völlig unzureichend. Neue Toiletten entstehen nun in Satelliten-Anbauten an den Kirchtürmen. Grundlegend saniert wird außerdem der Kellerraum unter den Altar, der im Winter als Refugium für obdachlose Frauen offen steht. Die verbleibenden Sanierungskosten werden von staatlichen und, kirchlichen Stellen, sowie der örtlichen Kirchengemeinde getragen. Der Verein "Rettet St. Lukas" hatte in den vergangenen 20 Jahren rund eine Million Euro an Spenden gesammelt, von denen nach der Außensanierung nun noch rund 75 Prozent zur Verfügung stehen.

© SZ vom 01.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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