"Lieblingsdings":Schaumschlägerei

Lesezeit: 1 Min.

Luise Kinseher. (Foto: Martina Bogdahn)

Wer wie Luise Kinseher einen alten Holz-Kochlöffel hat, in dem der Küchengeist der Oma stecken soll, braucht keine Rezepte mehr. Es rührt sich alles von selbst.

Von Sabine Buchwald, München

Der Kochlöffel ihrer Großmutter ist das wertvollste, gar heiligste Utensil in Luise Kinsehers Küche. "Unverzichtbar, wenn ein gutes Essen gelingen soll!", sagt die Kabarettistin. Wie aber kann ein Stück Holz einen derart großen Einfluss auf die Kochkunst haben? Sie erklärt das so: "Meine Oma war eine wunderbare Köchin und ihre Spezialität war das Faszinosum ,Hefeteig'. Aus einer Handvoll schäumendem, schlammähnlichen Brei wurde ein glänzender, goldener Teig, aus dem meine Oma mit entsprechenden weiteren Zutaten fantastische Backwerke zaubern konnte: Guglhupf, Golatschen, Hefezopf, Hefeknödel, Pizza und Brot."

Kinseher erinnert sich, als wäre es gerade erst gestern gewesen, an das große, mit feinem Mehlstaub bedeckte Holzbrett, die wohlige Wärme in der Küche, an die immer makellos weiße Schürze ihrer Oma und an das rhythmische Schnalzen des Hefeteiges, den diese mit dem Kochlöffel in "ausladenden runden Bewegungen und mit beherzter Entschlossenheit so lange in der Schüssel schlug, wie sie es für richtig hielt". Die Oma wusste einfach, wie es geht. Sie habe nie nach Rezept gebacken oder gekocht, erzählt Kinseher. Und dennoch seien ihr die "feinsten Speisen, die prächtigsten Kuchen und die besten Knödel" gelungen. "Für mich war das immer ein bisschen wie Zauberei!"

Der Kochlöffel von Kinsehers Großmutter hat schon in vielen Schüsseln und Töpfen rumgerührt. (Foto: privat/oh)

Als die Oma starb, durfte Kinseher diesen unersetzbaren Kochlöffel behalten und damit die "Datenbank" von Omas Kochkunst. "In ihm ist alles abgespeichert, was er je erlebte. Seine Erfahrung steht in keinem Kochbuch, sein Können zeigt kein Küchenvideo!" Dieser Kochlöffel war es, der unzählige Suppen rührte, jedes Aroma kostete und die Luft in den Hefeteig schlug. In ihm steckt der Küchengeist der Großmutter, der nun auch in Kinsehers Speisen wandert und ihnen eine "magische Würze" verleiht. Sie ist sich sicher: "Der Kochlöffel meiner Großmutter ist der Meister meiner Küche: Wenn es meinen Gästen schmeckt, liegt das nur an ihm!"

Im Frühjahr hat die Münchnerin, die wohl für immer als "Mama Bavaria" im Kopf bleiben wird, ein internationales Kochbuch herausgebracht. Dort ist nachzulesen, wie ein cremig-geschmackvolles Rote-Beete-Humus gelingt oder original Südtiroler Schlutzkrapfen. Ein Buch für alle, die - anders als Kinsehers Oma - ein Rezept fürs Kochen brauchen - und vielleicht keinen magischen Kochlöffel besitzen.

Bei "Lieblingsdings" erzählen Menschen, woran ihr Herz hängt, was sie durchs Leben begleitet, ihnen Glück bringt und wovon sie sich niemals trennen würden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: