Süddeutsche Zeitung

Luise-Kiesselbach-Tunnel:Verwirrende Straßenführung

Lesezeit: 2 min

Von Inga Rahmsdorf

Der Tunnel ist eröffnet, doch der Wunsch vieler Münchner Autofahrer hat sich damit noch nicht erfüllt: die schnelle und flüssige Durchfahrt unter dem Luise-Kiesselbach-Platz hindurch. Und auch für viele Anwohner hat sich die Situation vor ihren Häusern in den vergangenen Tagen offenbar nicht entspannt, sondern sogar noch verschlimmert. Denn nach der Tunneleröffnung am Montag staute sich auch am Dienstag und Mittwoch noch der Verkehr rund um den Luise-Kiesselbach-Platz, besonders morgens und abends während des Berufsverkehrs.

Dabei lassen sich derzeit zwei entscheidende Knackpunkte ausmachen. Zum einen betrifft das die Tunneleinfahrt für Autofahrer, die von Süden, von der Garmischer Autobahn kommen. Dort staut sich der dichte Verkehr nicht nur auf der A 95, sondern zieht sich bis in die Murnauer und Höglwörther Straße, weil viele Fahrer gar nicht erst in den Tunnel einfahren, sondern an der Oberfläche rechts abbiegen. Die andere kritische Stelle betrifft den Verkehr, der von Osten kommend über den Mittleren Ring auf die Autobahn Richtung Garmisch fährt. Für Anwohner und Autofahrer stellt sich nun vor allem die Frage, ob der tägliche zähflüssige Verkehr auf grundsätzlichen Schwierigkeiten beruht oder auf Anfangsschwierigkeiten im und um den Tunnel herum.

"Die Verkehrsteilnehmer sind noch verwirrt"

Grund für die Staus seien wohl einerseits noch anhaltende Baumaßnahmen und andererseits das Verhalten der Autofahrer, so das Fazit aus dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) und von der Polizei. "Die Verkehrsteilnehmer sind noch verwirrt. Das muss sich alles noch einspielen", sagt eine Polizei-Sprecherin. Die vergangenen Tage seien nicht repräsentativ, sagt auch Florian Schmelmer, Sprecher des KVR. Viele Autofahrer müssten sich erst an die neuen Straßenführungen gewöhnen. Zudem ist der Tunnel zwar seit Dienstagmorgen von beiden Seiten geöffnet, die Baumaßnahmen sind aber noch nicht vollständig abgeschlossen.

Der kritische Punkt von Süden kommend ist: Eigentlich wird die Garmischer Autobahn 95 über zwei Fahrspuren in den Tunnel geleitet. Derzeit ist jedoch die rechte der beiden unmittelbar vor der Tunneleinfahrt für einen kurzen Abschnitt gesperrt. Der Grund für die Sperrung einer Spur ist, dass die Einfädelung im Tunnel für die Abfahrt auf den Mittleren Ring Richtung Osten derzeit noch sehr kurz ist. Damit es an der Ausfahrt nicht zu Unfällen kommt, können die Fahrzeuge nur auf einer Spur in den Tunnel einfahren, zudem wurde die Geschwindigkeit dort auf 30 Kilometer in der Stunde reduziert.

Viele Fahrer bleiben an der Oberfläche

Das seien beides nur vorrübergehende Maßnahmen, sagt Schmelmer. Die Sperrung der rechten Spur habe aber wohl bei vielen Autofahren zu Irritationen und Missverständnissen geführt: Statt auf der freien linken Spur in den Tunnel einzufahren, um dann gleich rechts Richtung Osten abzubiegen, bleiben viele Fahrer an der Oberfläche. Das führt zu Staus in den umliegenden Straßen. Das Problem werde aber innerhalb der nächsten Monate behoben, wenn eine längere Auffahrtsrampe im Tunnel für die Rechtsabbieger errichtet wird. "Die wurde bei den Baumaßnahmen nicht vergessen", sagt Schmelmer. Sie habe nicht errichtet werden können, weil sie den Verkehr während des Baus behindert hätte.

Der zweite kritische Punkt: Autofahrer, die vom Mittleren Ring von Osten kommend auf die Garmischer Autobahn abbiegen wollen, müssen den Tunnel verlassen und werden über den Luise-Kiesselbach-Platz geleitet, um dann nach links auf die A95 abzubiegen. Dabei reduzieren sich nicht nur die Fahrbahnen auf eine Spur, sondern die Autofahrer müssen auch Ampeln passieren, was zu Rückstaus auf dem Mittleren Ring führt. Die Arbeiten auf der Oberfläche des Platzes seien noch lange nicht abgeschlossen, so der KVR-Sprecher.

Erste Erkenntnisse, wie gut der Tunnel tatsächlich funktioniert, könne man wohl erst im September gewinnen, sagt Schmelmer. Wenn die Sommerferien beendet sind, der normale Berufsverkehr fließt und die Münchner sich an die neuen Straßenführungen gewohnt haben.

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Quelle:
SZ vom 30.07.2015
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