Luise-Kiesselbach-Platz:Oben hui, unten pfui

  • Die Anwohner des Luise-Kiesselbach-Platzes fordern eine große Grünfläche über dem neuen Tunnel im Münchner Südwesten. Sie wollen, dass die Details in einem Workshop mit breiter Bürgerbeteiligung festgelegt werden.
  • Münchenstift-Chef Siegfried Benker hat Überlegungen vorgetragen, die fällige Sanierung von St. Josef aufzugeben und stattdessen nebenan neu zu bauen.

Von Berthold Neff

Wenn die Autos im Untergrund verschwinden, wird die Welt oben zum Paradies: Es ist diese Vision, die stets den Ruf nach dem Bau teurer Tunnel nach sich zieht. Manchmal klappt es auch. Als der Petueltunnel, die erste der drei Röhren, die 1996 beim Bürgerentscheid gegen den erklärten Willen von Rot-Grün durchgesetzt wurden, fertig war, atmeten die Anwohner auf und erfreuten sich am neuen Petuelpark.

Bei der zweiten der drei Röhren, dem 2009 eröffneten Richard-Strauss-Tunnel, ist die Entlastung an der Oberfläche deutlich weniger spürbar als einst erhofft. Wenn sich der Verkehr im Tunnel staut, weichen die Autofahrer nach oben aus und finden dort fast so viel Straßenraum vor wie einst. Und nun kommt der dritte Streich, der Mittlere Ring Südwest - und die Frage, wie es diesmal ausgeht: Ob man es schafft, nach der Verlegung der Autolawine in den Untergrund die Menschen an der Oberfläche aufatmen zu lassen.

Bürger wollen großzügige Grünflächen

Die Bürger des Stadtbezirks Sendling-Westpark pochen darauf. Sie haben lange Jahre gelitten unter dem Krach, dem Staub und den Abgasen des Verkehrs und wollen nun mitreden, wenn zum Beispiel der vier Fußballfelder große Luise-Kiesselbach-Platz neu gestaltet wird. Sie fordern eine großzügige Grünfläche auf dem weiten Areal vor dem Altenheim St. Josef. Da sie aber weiterhin mit voraussichtlich einem Drittel der bisherigen Verkehrsbelastung leben müssen, können sie sich auch einen Lärmschutzwall vorstellen - grün sollte er aber sein und sicherstellen, dass der Krach der Autos auf den Spielplätzen und an den Brunnen des Parks kaum zu hören ist. Außerdem forderten sie bei der Einwohnerversammlung einstimmig, dass die Details in einem Workshop mit breiter Bürgerbeteiligung festgelegt werden.

Luise-Kiesselbach-Platz: Klar ist nur, wo die Straßen den Luise-Kiesselbach-Platz queren werden - die Gestalt des Platzes ist noch in der Diskussion. Simulation: Baureferat

Klar ist nur, wo die Straßen den Luise-Kiesselbach-Platz queren werden - die Gestalt des Platzes ist noch in der Diskussion. Simulation: Baureferat

Das lief für den Abschnitt Heckenstallerstraße höchst erfolgreich. Heute ist schon klar, wie der neue, 27 000 Quadratmeter große Heckenstallerpark aussehen wird, mit viel Raum für Sport, Spiel und Muße. Dieses Modell der Beteiligung will man jetzt auch für den Luise-Kiesselbach-Platz. Außerdem, so forderte der Bezirksausschuss Anfang des Jahres, sollten hier, wie von der Mehrheit der Einwohnerversammlung gewünscht, keine Wohnungen gebaut werden.

Neubau des Altenheims?

Aber vielleicht ein neues Altenheim? Münchenstift-Chef Siegfried Benker hatte dem Unterausschuss Bau kurz vor Jahresende Überlegungen vorgetragen, die fällige Sanierung von St. Josef aufzugeben und stattdessen nebenan neu zu bauen. Ein Neubau entlang der nach wie vor vorhandenen Straßen könnte als Lärmpuffer für den neuen Park wirken, und im historischen Gebäude von 1928, längst ein Wahrzeichen des Viertels, könnte das immer wieder geforderte Quartierszentrum entstehen.

Noch sind das keine konkreten Pläne, doch der Bezirksausschuss beschloss gegen die Stimmen der CSU, diese Variante in den Workshops ebenfalls zu diskutieren - während im Untergrund die Autos ihre neue Route nehmen.

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