Volkstheater:Die Bühne im Denkmal

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Eine Initiative hat 1000 Unterschriften gesammelt, damit das Volkstheater nicht auf dem Viehhof-Areal gebaut wird, sondern in die Halle 1 auf das Großmarkt-Gelände zieht. Die Standort-Entscheidung ist aber wohl schon fix

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Die Initiative "Volkstheater in die Großmarkthalle" hat mehr als tausend Unterschriften bei der Stadt eingereicht. Die Initiative will einen Neubau für das Volkstheater, das sich derzeit an der Brienner Straße befindet, auf dem Viehhof-Gelände verhindern. Wenn überhaupt, sollte der Viehhof vor allem mit Wohnungen bebaut werden. Das Volkstheater soll stattdessen in die denkmalgeschützte Halle 1 auf das Großmarktgelände ziehen, die die Markthallen in einigen Jahren freigeben werden und für welche die Stadt noch keine Pläne hat.

Ein Initiator der Initiative versuchte in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt vergeblich, die Stadtteilvertreter für deren Anliegen zu gewinnen. Wolfgang Garella wollte, dass die Stadtteilpolitiker eine Empfehlung der Bürgerversammlung des Stadtteils unterstützen, die eine Überprüfung der Standortsuche für das Theater und eine Mischbebauung aus Gewerbe und Wohnung auf dem Viehhof gefordert hatte.

Garella sagte, der ambitionierte Zeitplan - das Theater will bereits 2020 einziehen - mache eine Entwicklung des Viehhof-Geländes, so wie es die Isarvorstädter gefordert hätten, zunichte. Dass ein Neubau im Viehhof wirtschaftlich sinnvoller sei, wie die Stadt argumentiere, sei nicht gesichert, solange die Großmarkthalle nicht untersucht worden sei.

Garella und auch die Stadtteilpolitikerin Silvia Haas (Grüne), die befürchtet, das Volkstheater solle "husch husch in die Ecke geschoben werden", fanden allerdings keine Unterstützer. Damit wurde der Antrag der Bürgerversammlung nicht, wie oft üblich, im BA ebenfalls zur Abstimmung gestellt, um ihm damit mehr Nachdruck zu verleihen. Das sei nicht nötig, die Verwaltung behandle den Antrag der Bürgerversammlung sowieso, meinte CSU-Sprecher Florian Florack. Die Großmarkthalle sei doch bereits intensiv als möglicher Theaterstandort angeschaut worden, so SPD-Sprecherin Beate Bidjanbeg. Und Gerhard Metzger verkündete für die Grünen, der BA solle die Zeit doch besser nutzen, um "die Beschlusslage des Stadtrats kritisch zu begleiten".

Der Stadtrat hat bereits eine Entscheidung zugunsten des Viehhof-Areals gefällt. Der Kulturausschuss will verschiedene Anträge, die seit Mai 2012 eingegangen sind, am 3. März behandeln. Dabei geht es um die Empfehlung der Bürgerversammlung vom November 2015 und um Anträge des Sendlinger Bezirksausschusses vom vergangenen Jahr, der möchte, dass das Theater dauerhaft in die Halle 1 auf das Großmarkt-Gelände zieht.

Außerdem hat die SPD 2012 gefordert, auch andere Standorte zum Viehhof für das Theater zu prüfen, von dem Vorhaben ist die Fraktion offenbar weitgehend abgekommen. Dies auch deshalb, weil immer wieder die schlechte Bausubstanz der Hallen 1 bis 4 thematisiert wird, vor allem der riesigen Unterkellerung, die zur Tiefgarage umgebaut werden müsste. Allerdings wurde das Großmarkt-Gelände bisher nur oberflächlich geprüft. Auch steht die Halle 1 unter Denkmalschutz, die Stadt ist also verpflichtet, sie zu erhalten. Die CSU-Fraktion hat 2013 ein Standortgutachten und eine Machbarkeitsstudie gefordert. Sie zeigt sich inzwischen überzeugt vom Konzept, das Theater im Viehhof neu zu entwickeln.

Ob es also zu einer Untersuchung der charmant wirkenden Großmarkthalle mit der Frage, ob das Theater dort gut aufgehoben sein könnte, kommen wird, ist fraglich. Denn die Proteste und Anträge aus Sendling und aus der Isarvorstadt werden vermutlich als irrelevant abgetan, da das Münchner Volkstheater keine stadtteilbezogene Kultureinrichtung ist. Die Vollversammlung des Stadtrats sitzt dadurch am längeren Hebel.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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