Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Brücke in ein neues Leben

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt: Aller Anfang ist schwer: Deutsch-Schüler beim Sprachtraining.

Aller Anfang ist schwer: Deutsch-Schüler beim Sprachtraining.

(Foto: Claus Uhlendorf)

Der Verein "Deutsch für Flüchtlinge" feiert sein 25-jähriges Bestehen im Eine-Welt-Haus

Geflüchteten aus Krisenländern die deutsche Sprache beizubringen, ist in München nichts Neues: Bereits vor 25 Jahren begannen fünf oder sechs Studenten und Studentinnen des Faches "Deutsch als Fremdsprache" ein solches Projekt. "Deutsch für Flüchtlinge" heißt der Verein, den sie kurz danach gründeten. Die kleine Gruppe ging damals in die Asylunterkünfte, heute findet der Unterricht im Eine-Welt-Haus an der Schwanthalerstraße statt. Dort wird am Mittwoch die Vereinsgründung vor 25 Jahren groß gefeiert.

In den frühen Neunzigerjahren brachten der Balkankrieg und der Zusammenbruch der sozialistischen Staaten viele Asylsuchende nach München. Ein Sprachlernangebot für die Geflüchteten mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus war damals von staatlicher Seite nicht vorgesehen. Der kleine Verein wollte Asylsuchenden unbürokratisch Zugang zu kostenfreiem Deutschunterricht ermöglichen. Seinerzeit war dies als spontane Hilfsaktion gedacht, eine reine Privatinitiative. "Damals hat keiner vorausgesehen, dass der Bedarf eines solchen Angebotes ungebrochen bestehen würde", sagt Annette Kuenkamp, heute die stellvertretende Vorsitzende.

Nach wie vor sind fast alle Lehrer Studenten am Institut für Deutsch als Fremdsprache der Ludwig-Maximilians-Universität. Trotzdem arbeitet man professioneller. Grundlage bildet "ein stabiles Netz" aus Spendern, Förderern und Kooperationspartnern, sagt Kuenkamp. Zehn Lehrkräfte sind gleichzeitig im Einsatz, unterstützt vom Verein und einem Mitarbeiter auf Minijob-Basis, der die Organisation übernimmt. Pro Jahr finden bis zu 30 Kurse statt, jeweils zehn Kurse je Trimester.

In den Kursen spiegeln sich die Krisenherde der Welt, so Annette Kuenkamp. Teilnehmer aus dem Irak, aus Afghanistan und nordafrikanischen Ländern wie Mali oder Nigeria bestimmten aktuell das Bild. Die Spracharbeit beginnt oft ganz an der Basis in Alphabetisierungskursen und Kursen für Menschen mit wenig Lernerfahrung; dann folgen Grundkurse auf verschiedenen Niveaustufen. Der Verein versucht nach und nach neue Lernformen zu integrieren, auch das Online-Learning. Damit versuche man Unabhängigkeit für die Teilnehmer zu schaffen, sie könnten dann lernen, wann, wo und in welcher Weise sie lernen möchten.

Doch Kuenkamp geht es nicht nur um den reinen Spracherwerb: "Der Unterricht bedeutet auch ein Stück Stabilität, Gemeinschaft und Regelmäßigkeit in einer völlig unsicheren, unplanbaren und fremdbestimmten Lebenssituation."

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