Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Abgesang auf ein verkauftes Idyll

Verein Malort im Rgb Fraunhofer 13

Jan Frankl (li.) und sein Mal-Team bei der Arbeit.

(Foto: Florian Peljak)

Fast alle Mieter haben das Anwesen Fraunhoferstraße 13 verlassen, nur der Verein Malort sucht noch ein Quartier

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Auch die Fraunhoferstraße 13, gebaut 1830 und damit eines der ältesten Anwesen des Viertels, ist von Gentrifizierung betroffen. Dort hatte sich die Erbengemeinschaft mehrheitlich für einen Verkauf entschieden. Ein ausländischer Investor erwarb daraufhin im Sommer 2017 das Anwesen, mit der Folge, dass derzeit ein Mieter nach dem anderen auszieht - jedenfalls die Gewerbetreibenden der beiden Hinterhausflügel. Einer der Trakte soll Mitte des Jahres abgerissen werden, beide Flügel zusammen sollen einem sechsstöckigen Wohngebäude Platz machen. Das Vorderhaus ist anders als die Hinterhausgebäude denkmalgeschützt. Dort soll das Dachgeschoss ausgebaut werden. Geplant ist auch, auf der Rückseite Balkone und einen Lift anzubauen.

Die Experten für Wasseraufbereitungsanlagen, der Maßschneidermeister, eine Grafikerin und ein Heilpraktiker haben das Haus schon verlassen, ebenso die Yogaschule. Der Tierarzt, der lange befürchtet hatte, das Viertel verlassen zu müssen, hat voraussichtlich an der Westermühlstraße neue Praxisräume gefunden. Nur ein Wohnungsmieter verharrt noch im Hinterhof der Fraunhoferstraße 13 - und der Verein Malort.

"Tragisch, dass der wunderbare Hof mit dieser optimalen Mischung an Kleingewerbe zerstört wurde. Das geht alles hops", klagt Jan Frankl, einer der Betreiber des Malorts. Er hatte den Hof schon als einer der Sprecher der Mietergemeinschaft immer als "Idyll" bezeichnet, als "einmaliges soziales und kulturelles Biotop" und von einer "besonderen und harmonischen Arbeits- und Lebensgemeinschaft" gesprochen - jetzt hat er Probleme, neue Räume zu finden. Der Malort sei tief im Viertel verwurzelt, allerdings seien in den vergangenen Monaten viel zu wenige Spenden eingegangen, sagt er. Allein tausend Euro müssten monatlich für Miete und Material aufgebracht werden. Konkret brauche der Verein mindestens zehn bis 15 Menschen, die sich für ein halbes oder ganzes Jahr entscheiden, am Malspiel regelmäßig teilzunehmen. Es sei schwierig, entsprechende neue Räume zu finden, es sei mühsam, ab- und wieder aufzubauen, wenn nicht deutliches Interesse signalisiert werde.

Zwar kämen immer wieder Menschen, seien erst hochbegeistert, doch kehrten sie dann nie wieder. Frankl glaubt, die Münchner gäben ihr Geld und ihre Zeit für die Freizeitveranstaltungen aus, die sie für ihr Weiterkommen für wichtig hielten. Dabei sei "Kreativität das einzige Gegengift zu dieser Destruktivität", der bewertungsfreie Raum sei wichtig, "man muss viele Ausdrucksmöglichkeiten bekommen". In der Sitzung des Bezirksausschusses am Dienstag, 29. Januar, 19 Uhr, im Zunfthaus an der Thalkirchner Straße 76 soll das Thema Fraunhoferstraße 13 noch einmal diskutiert werden.

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