Süddeutsche Zeitung

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Zum Naserümpfen

Lesezeit: 2 min

Anwohner protestieren gegen Geruchsbelästigung, die vom Schlachthof ausgeht: Die Ursache sei immer noch nicht beseitigt

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Anwohner des Schlachthofs fordern die sofortige Schließung des Betriebs, von dem seit Mai öfter ein extremer Gestank ausgeht. Es sei unverständlich, warum das Referat für Umwelt und Gesundheit (RGU) den Betreiber schütze statt endlich durchzugreifen, sagten Anwohner in der Bürgersprechstunde des Bezirksausschusses. Das RGU habe angekündigt, dass dies bis spätestens Ende Dezember erledigt sei. Es stinke immer noch, jetzt würden die Anwohner schon wieder vertröstet. Dabei sei die Frist doch gesetzt gewesen.

Es sei frustrierend, wie der Betreiber offenbar allen auf der Nase herumtanzen könne, sagte die Betreiberin des Monti Monaco, eines Restaurants auf dem Viehhofgelände sehr nahe am Schlachthof. Sarah di Santo sagte, dass sie laufend ihre Erfahrungen mit der Geruchsbelästigung dem Referat gemeldet habe. Ihr seien Versprechungen gemacht worden. "Aber sie tun nur so." Und wenn jemand zur Überprüfung käme, dann offenbar zum falschen Zeitpunkt. Denn inzwischen behauptete das RGU sogar, es stinke gar nicht.

Der Gestank treibe mal hier-, mal dorthin - je nach Windrichtung, berichtete di Santo vor dem BA. Ihr Restaurant war vor allem im vergangenen Sommer betroffen. Sie habe den Freibereich nicht öffnen können. Die Markthallen, ihr Vermieter und auch der Vermieter der Räume für den Schweineschlachtbetrieb, der für die Emissionen verantwortlich sein soll, hätten ihr gesagt, sie könnten für den Terrassenbereich die Miete nicht mindern.

Der Unmut war am vergangenen Dienstag vor allem bei Anwohnern der Mai- und der Zenettistraße besonders groß. Sie waren in der Woche davor besonders stark betroffen. Einigen schien es nicht unrecht zu sein, wenn der Schlachthof ganz aus dem Viertel verschwände, mehrere forderten, der BA müsse weit mehr Druck ausüben. BA-Vorsitzender Andreas Klose (Rosa Liste) musste mehrmals darauf hinweisen, dass ein BA kein Recht hat, einer Firma zu kündigen. "Weisungsrecht hat nur der OB und die Verwaltung." Der BA könne nur immer wieder bei der Stadt auf das Problem aufmerksam machen.

Paul Bickelbacher (Grüne) sagte, dass man den Betrieb nicht von heute auf morgen schließen könne. "Aber ein Bußgeld als nächste Eskalationsstufe sollte man jetzt einleiten." Arne Brach (Grüne) sagte, der BA solle eine konkrete Auflistung einfordern, wer wann informiert wurde und zu Ortsterminen dabei war. Es habe sich der Eindruck verfestigt, dass da hinter verschlossenen Türen gearbeitet werde.

Inzwischen tut sich eine weitere Geruchsquelle auf: Im Dreimühlenviertel stinkt es nach Fisch. Auch eine Anwohnerin der Zenettistraße berichtete davon. "Bei uns wechselt es, mal stinkt es nach Schwein, mal nach Fisch." Vertreter des Referats für Gesundheit und Umwelt sollen bei der BA- Sitzung am Dienstag, 18. Februar, Stellung nehmen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4781537
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.02.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.