Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Im Mooswand-Dilemma

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt: Ein Schmuckstück sieht anders aus: An der Paul-Heyse-Unterführung ist eine Aufhübschung aber nicht so einfach.

Ein Schmuckstück sieht anders aus: An der Paul-Heyse-Unterführung ist eine Aufhübschung aber nicht so einfach.

(Foto: Stephan Rumpf)

Stadträte wollen "Verhau aufräumen" - doch an der Paul-Heyse-Unterführung stoßen begrünte Werbetafeln auf Widerstand

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Schöner wird das Umfeld des Hauptbahnhofs wohl kaum werden in den nächsten Jahren. Eine der großen Schmuddelecken der Stadt, die Paul-Heyse-Unterführung, soll zwar teilweise renoviert, aber frühestens im Jahr 2040 erneuert werden. Und nahe der Tunneleinfahrt soll bereits in diesem Jahr auf dem "Flügelgrundstück Arnulfstraße" der temporäre Wertstoffhof für das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs eröffnen. Dieser soll, während am neuen Hauptbahnhof gebaut wird, durchgehend betrieben werden - also frühestens 2028 schließen.

Im Hinblick auf Verkehr und Städtebau werde die Lage an der Arnulfstraße komplexer, kündigte Stadtbaurätin Elisabeth Merk im Stadtrat an. Denn auf den Wertstoffhof fahren Transporter aus und ein, so dass der schmale Gehweg auf der Südseite der Arnulfstraße für die kommenden Jahre teilweise noch mehr verengt werden muss. Auch soll der Gehweg von ausfahrenden Lkw gequert werden.

Merk reagierte auf einen Antrag von SPD und CSU unter dem bezeichnenden Titel "Verhau aufräumen". Darin wird die Modernisierung der Werbeflächen an der Ecke Arnulfstraße/Paul-Heyse-Unterführung gefordert - ein Antrag, der mit der Firma Ströer, die dort Plakattafeln aufgestellt hat, abgesprochen ist. Ströer will deren Modernisierung finanzieren, erklärt sich zur Reduzierung der Werbeflächen bereit und will diese mit Moos begrünen.

Es ist allerdings damit zu rechnen, dass daraus nichts wird - und zwar nicht nur, weil formal nicht der Stadtrat, sondern der Oberbürgermeister zuständig ist, da dies ein Fall für den Vollzug der Bayerischen Bauordnung ist. Vielmehr raten die Stadtplaner, an dieser Stelle die Werbeflächen wegen der Verkehrssicherheit keinesfalls auszuweiten. Auch die Polizei hat sich schon dagegen ausgesprochen: Stark leuchtende "City Light Boards" würden die Verkehrsteilnehmer im sehr stark befahrenen Kreuzungsbereich zusätzlich ablenken, vor allem nachts. Damit steige dort die Unfallgefahr. Exakt an dieser Kreuzung habe es aber immer wieder schwere Verkehrsunfälle gegeben, heißt es bei der Polizei. Allein in den vergangenen drei Jahren seien fünf Menschen schwer verletzt worden.

Anders ist es mit der Moosbepflanzung: Eine Mooswand wird von der Stadtverwaltung grundsätzlich begrüßt, allerdings könne man die nicht von dem Werbeflächenbetreiber verlangen. Auch sieht die Verwaltung nicht die großen lufthygienischen Vorteile einer solchen Wand an dieser Stelle, wie sie die Antragsteller ankündigen: dass sie die Luftqualität verbessere, dass Moos Feinstaub binde, Sauerstoff produziere und im Sommer die Luft kühle. Das Referat für Gesundheit und Umwelt kommt bei der Frage zum Potenzial von Mooswänden zu dem Schluss, eine luftreinigende Filterwirkung sei auf den kleinräumigen Nahbereich beschränkt. "Solche Maßnahmen sind nicht geeignet, die Luftqualitätssituation im Stadtgebiet nennenswert zu verbessern."

Offenbar gibt es auch praktische Bedenken. In Stuttgart am Neckartor wurden für einen einjährigen Modellversuch großflächig Mooswände installiert. Die endgültigen Ergebnisse liegen laut Angaben der Behörden noch nicht vor. Doch einer "sehr kleinen Filterwirkung bezüglich Feinstaub" und "keiner Filterwirkung bezüglich NO₂" hätten "große praktische Probleme entgegengestanden", berichtet Merk. Moospolster seien eingetrocknet, auch abgefallen, die Fläche habe - bis auf ein Drittel - ausgetauscht werden müssen. Setze man an der Arnulfstraße so eine Mooswand um, müsste sichergestellt sein, dass sie intensiv gepflegt werde, schon damit sie optisch attraktiv sei.

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