Süddeutsche Zeitung

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Es stinkt

Der Schlachthof hat eine neue Abwasser-Vorreinigungsanlage. Anwohner klagen über Geruchsbelästigung

Von Jann-Luca Künßberg, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Anwohnerinnen und Anwohner beklagen eine deutliche Zunahme der Geruchsbelästigungen durch den Schlachthof. Auch im Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt waren die Immissionen schon Thema. So seien unangenehme Gerüche auch an Wochenenden oder nach Betriebsschluss auffällig, berichtet ein Anwohner aus der Thalkirchner Straße. Das zuständige Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) erklärte auf Anfrage, dass die Geruchsprobleme im Zusammenhang mit einer neuen Abwasser-Vorreinigungsanlage, einer sogenannten Flotationsanlage, stehen. Das RGU als zuständige Überwachungsbehörde arbeite mit dem Betreiber bereits zusammen, um das Problem schnell zu beheben.

Die Probleme mit der Anlage wirkten auch nach Betriebsschluss nach, so das RGU zur Erklärung der Gerüche an Wochenenden und nach Feierabend. Grundsätzlich sei das Blut der geschlachteten Tiere für die Geruchsbildung verantwortlich. Die Anwohnerinnen und Anwohner sind geteilter Meinung zur neuerlichen Geruchsbelästigung, manche nehmen diese gar nicht wahr, andere sprechen von deutlicher Intensitätssteigerung. So sagt der Mitarbeiter eines Einzelhändlers an der Thalkirchner, Ecke Zenettistraße, dass der Geruch zuletzt erkennbar schlimmer geworden sei und vermutet fast richtig eine neue Lüftungsanlage als Auslöser. Eine Anwohnerin an der Bushaltestelle Ehrengutstraße und ein Passant, der jeden Tag seinen Weg zur Arbeit durch die Zenettistraße am Schlachthof entlang bestreitet, sind sich einig, dass man nichts beziehungsweise nicht mehr als sonst auch rieche.

Der Lagerarbeiter einer Metzgerei auf dem Gelände kann die Beschwerden ohnehin nicht verstehen: "Wenn ich in ein Gewerbegebiet ziehe, kann ich mich später ja auch nicht über den Lärm beklagen. Die Leute, die hier hinziehen, wissen vorher, dass es manchmal riecht. Ich finde nicht, dass es schlimmer geworden ist." Vor drei Jahren hatte es Gerüchte um den Wegzug des Schlachthofes nach Aschheim gegeben, es hatten aber wohl gerade erst große Unternehmen in den Münchner Standort investiert. Bekanntlich kam es nicht zu dem Umzug. Dabei leide die Fleischqualität unter dem innerstädtischen Transport, weil die Tiere größerem Stress ausgesetzt seien, wurde damals ein Branchenkenner zitiert. Trotz der Attraktivität des Geländes für die Stadt auch in anderen Funktionen ist mit einem Wegzug somit vorerst nicht zu rechnen. Und heiße Sommer wie dieser können ebenfalls zu vermehrter Geruchsbelastung im Viertel führen.

Das Referat für Gesundheit und Umwelt hat eine E-Mail-Adresse für Beschwerden eingerichtet: geruchsbeschwerden.rgu@muenchen.de. Zuschriften werde unverzüglich nachgegangen, teilt die Verwaltung mit, bei Beschwerden werden nach Angaben des Referats außerdem zusätzliche Ortsbesichtigungen durchgeführt. Das RGU kontrolliert die Schlachtanlagen sonst mindestens einmal im Jahr.

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Quelle:
SZ vom 06.08.2019
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