Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Die Wissenschaft bleibt dem Klinikviertel treu

Medizinische Lesehalle der LMU wiedereröffnet, 2013

In diesem denkmalgeschützten Altbau am Beethovenplatz ist die Lesehalle untergebracht.

(Foto: Catherina Hess)

Auch künftig sollen Studierende der Medizin und der Zahnmedizin in zentraler Lage in München ausgebildet werden

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Wer an der Ludwigs-Maximilians-Universität in fünf oder zehn Jahren Medizin oder Pharmakologie studiert, wird wie die jetzigen Studenten auch im Klinikviertel ausgebildet. Das Karree zwischen Goethe- und Sonnen-, Mai- und Nußbaumstraße solle als Wissenschaftsstandort erhalten bleiben, bekräftigte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt frühere Ankündigungen.

Die Bereiche Zahnheilkunde, Augenheilkunde, Dermatologie und die Psychiatrie verblieben in der Innenstadt, ebenso die Rechtsmedizin und die Pharmakologie. Auch die Anatomie und die Medizinische Lesehalle am Beethovenplatz sollen weiter für Lehrzwecke genutzt werden. Spaenle: "Diese beiden wurden gerade erst saniert und bieten optimale Ausbildungsbedingungen."

Bekanntlich werden einige Kliniken die Innenstadt verlassen und nach Großhadern ziehen, darunter das Haunersche Kinderkrankenhaus und die Frauenklinik an der Maistraße. Betroffen sind auch die Poli-, die HNO- und die Chirurgische Klinik. Die verschiedenen Disziplinen sollen in Großhadern konzentriert werden: Im neuen Haunerschen Krankenhaus werden nicht nur kranke Kinder behandelt wie in der jetzigen Klinik, der Neubau in Großhadern umfasst auch eine Geburtenstation.

In der Ludwigsvorstadt sieht man den Auszug mit Sorge, vor allem mit Blick auf die Nachnutzung. Man befürchtet, der Freistaat könne zur Finanzierung des Umbaus Gebäude im Viertel an meistbietende Investoren verkaufen. BA-Vorsitzender Alexander Miklosy (Rosa Liste): "Wenn dort Luxuswohnungen oder -hotels entstehen, wird die Gentrifizierung aus dem Gärtnerplatz- und Glockenbachviertel - verstärkt noch durch die anstehende Erneuerung des Hauptbahnhofs - auch auf das Klinikviertel übergreifen. Das wollen wir nicht."

Insofern wurde Ludwig Spaenles Ankündigung sehr begrüßt. Der Wissenschaftsminister widersprach auch Spekulationen, die Erweiterung Großhaderns solle über Verkäufe in der Innenstadt finanziert werden. Grundsätzlich solle dies aus dem Staatshaushalt finanziert werden.

Beate Bidjanbeg, SPD-Fraktionssprecherin, forderte, die Bürger in die Planungen einzubeziehen, vor allem beim Thema Grünflächen. Miklosy erinnerte daran, dass eine Erhaltung des Nußbaumparks für das Viertel angesichts des großen Mangels an Grünflächen immens wichtig wäre. Hubert Ströhle (Grüne) wollte wissen, inwieweit frei werdende Bereiche für Wohnungen für die Universitätsmitarbeiter genutzt werden sollen. Das sei alles noch nicht absehbar, antwortete Spaenle. Genaue Konzepte lägen noch nicht vor, seine Ankündigung sei lediglich ein Zwischenstand. "Ich kann das ein oder andere nicht ausschließen, das Gesamtkonzept fehlt noch." Auch könne noch der eine oder andere Wissenschaftsbereich dazukommen.

Die Haunersche Kinderklinik soll im Jahr 2021, eventuell auch 2022 nach Großhadern ziehen, kündigte Spaenle an. Auch die beliebte Geburtsklinik an der Maistraße bleibt so lange in Betrieb, bis die Neubauten in Großhadern fertig sind. Die Medizinische Klinik, aber auch verkleinerte Abteilungen der anderen Kliniken werden in eine Portalklinik integriert, die eine wohnortnahe Versorgung der Münchner sicherstellen soll.

Die Portalklinik ist als zentrale Anlaufstelle geplant, sie hat nicht nur eine Notaufnahme, sondern bündelt viele Abteilungen von der Inneren Medizin bis hin zur Geburtshilfe und kann auch Patienten stationär behandeln. Sind komplexere Behandlungen notwendig, werden sie an die Fachabteilungen in Großhadern überwiesen. Derzeit gibt es rund 700 Betten in den Innenstadtkliniken. Künftig sollen sie auf 500 reduziert werden. 200 Betten davon sind dann der Portalklinik angegliedert. Die Aushubarbeiten für den Neubau sind bereits im Gange: Das neue Krankenhaus wird an der Ecke Nußbaum- und Ziemssenstraße neben der Medizinischen Klinik entstehen.

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