Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Die Farben des Viertels

Wenn die Stadt Aufträge an Street-Art-Künstler vergibt, sollen die Bezirksausschüsse bei der Gestaltung mitreden. Die Grünen wollen damit erreichen, dass Graffiti einen stärkeren Lokalbezug haben

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Mehr Einfluss auf die Street Art im Viertel fordert der Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt - zumindest dann, wenn es sich um städtische Projekte handelt. Die Verwaltung solle die Stadtteilpolitiker über ihre Pläne informieren und sie einbeziehen, beschlossen die Mitglieder auf Antrag der Fraktion Grüne/Rosa Liste. Keinesfalls wollten sie den Künstlern etwas vorschreiben, hieß es im BA. Doch wenn diese mit den Spezifika des Viertels vertraut seien, könnten sie auch konkrete Inhalte umsetzen, anstatt nur universelle Themen aufzugreifen.

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt: Ganz schön bunt: Streetart an der Thalkirchner Straße.

Ganz schön bunt: Streetart an der Thalkirchner Straße.

(Foto: Catherina Hess)

Außerdem fordern die Lokalpolitiker, dass straßenbildprägende, große Flächen in einem offenen Verfahren an Künstler oder Initiativen vergeben werden. Das heißt: Sie sollen über das Kulturreferat ausgeschrieben werden, so dass jeder Künstler sich bewerben kann. Street Art sei seine Bereicherung für München, so Martin Scheuring (Grüne), auf den die Initiative zurückgeht. Deshalb akquiriere das Kulturreferat auf einen Stadtratsbeschluss vor zwei Jahren hin Flächen - vor allem an Gebäuden, die der Stadt selbst oder einer ihrer Tochtergesellschaften gehören. Ziel sei, diese möglichst unbürokratisch für die Gestaltung zur Verfügung zu stellen.

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt: Auch die Paul-Heyse-Straße besitzt lebendige Mauern.

Auch die Paul-Heyse-Straße besitzt lebendige Mauern.

(Foto: Catherina Hess)

Seit vergangenem Sommer ist an einem städtischen Verwaltungsgebäude an der Paul-Heyse-Straße 10 eine haushohe Waffenvase zu sehen, ein Gemälde des renommierten spanischen Street-Art-Künstlers Escif. Die Fassade der Berufsschule der Barmherzigen Ordensschwestern an der Ecke Reisinger-/Thalkirchner Straße schmückt ein buntes Werk der Hamburger Graffiti-Künstler "Jukebox Cowboys" mit einem Musikthema. Das Projekt wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Ordensschwestern vor zwei Jahren von dem gemeinnützigen Münchner Verein Positive Propaganda initiiert, der so die früher international geschätzte Münchner Sprayer-Szene inspirieren und ermutigen wollte.

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt: Ebenfalls in der Thalkirchner Straße ein Graffiti der Hamburger Künstler "Jukebox Cowboys".

Ebenfalls in der Thalkirchner Straße ein Graffiti der Hamburger Künstler "Jukebox Cowboys".

(Foto: Catherina Hess)

Beide Werke seien ausgesprochen schön, hieß es von der Grünen-Fraktion in der Sitzung des Bezirksausschusses, doch es fehle der Stadtteilbezug. Das könne, aber müsse nicht so sein. Wäre der Bezirksausschuss im Planungsverfahren beteiligt, könne er im Austausch mit den Künstlern wichtige Impulse aus dem Viertel vermitteln. "Wir wollen nur anregen", so Martin Scheuring. Und selbstverständlich stehe es den Künstlern völlig frei, inwieweit sie diese Impulse verarbeiteten.

Kunst auf großflächigen Fassaden solle sich in Beziehung zu ihrer Umgebung setzen, begründet Scheuring den Vorstoß. Sie solle sich mit dem öffentlichen Raum, dem sozialen Umfeld, der umgebenden Architektur auseinandersetzen, möglicherweise mit gesellschaftlichen oder historischen Themen, die ihre Umgebung prägen. Dies sei auch Tenor bisheriger Antworten der Stadtverwaltung auf Anträge zur Street Art in München.

Dass nun wieder ein großes Projekt ansteht, ist wohl Anlass für den BA, die Stadt daran zu erinnern, sich an Vorgaben zu halten. Die Stadtwerke wollen ihre Fassade an der Corneliusstraße verschönern - eine große, straßenbildprägende Fläche. Doch bislang wurde dem BA nichts dazu mitgeteilt. Themen wie Gentrifizierung können sich die Stadtteilpolitiker dort gut vorstellen. Und auch sollen alle interessierten Künstler sich dafür bewerben können: "Flächen im öffentlichen Raum sollten in einem offenen Verfahren vergeben werden, frei zugänglich für die besten Ideen und Künstler", so Scheuring, "und nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit an einen geschlossenen Interessentenkreis".

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