Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Angst um die angestammte Bleibe

Mieter des Hauses Ehrengutstraße 18 befürchten bei einem Verkauf, aus ihren Wohnungen vertrieben zu werden

Zwanzig Bewohner des Hauses Ehrengutstraße 18 im Dreimühlenviertel haben den Bezirksausschuss (BA) um Unterstützung gebeten. Sie haben erfahren, dass das Haus verkauft werden soll und befürchten, dass ihre Mietverträge gekündigt und die Miet- in Eigentumswohnungen aufgeteilt werden. Sie forderten den BA auf, der Stadt zu empfehlen, von ihrem Recht auf Vorkauf Gebrauch zu machen. In dem Haus gibt es 21 Mietparteien, darunter sind eine Schreinerei und eine Töpferei. Vor allem das Gewerbe sieht sich existenziell bedroht: "Man dreht uns den Hahn ab, wir kriegen doch keine Gewerbeflächen mehr im Viertel", sagte ein Schreiner in der Sitzung.

Das Dreimühlenviertel, das kleinste Viertel der Stadt, liegt noch in der Erhaltungssatzung, allerdings ist es stark bedroht. Die Mieter machten darauf aufmerksam, was sich in den vergangenen Jahren um sie herum getan hat. Viele der alteingesessenen Mieter, die das Viertel prägten, befürchten die Kündigung. Nachbarhäuser seien bereits aufgeteilt. Die Gentrifizierung habe auch sichtbar zugenommen - und nehme dem Viertel Stück für Stück den Charme. Das Rodenstockgelände gilt als abschreckendes Beispiel: 284 Neubauwohnungen - sie waren bereits vor Baubeginn verkauft, 110 Wohnungen davon gingen an die Versicherungskammer und die Stadtsparkasse.

In dem Haus an der Ehrengutstraße 18 sind viele Bewohner mit sehr langen Mietverträgen, ein Ehepaar wohnt bereits 49 Jahre dort, ein anderer Bewohner mehr als 50 Jahre. Die Besucher in der Sitzung sprachen von einer sehr guten Hausgemeinschaft. Das Haus selbst entspricht der Häuserstruktur des Viertels mit einem Hinterhof, in dem auch das Gewerbe sitzt. Die Anwohner hoffen auf Milieuschutz, den es so allerdings rechtlich gar nicht gibt. Sie appellieren an die Stadt, dafür zu sorgen, das zu erhalten, was den Charme Münchens ausmache.

Der Ferienausschuss hat sich öffentlich nicht dazu geäußert, allerdings ließen die Mitglieder durchblicken, dass sie sich für die Wahrnehmung des Vorkaufsrechts aussprechen wollen. Seit einem Jahr übt die Stadt ihr Vorkaufsrecht verstärkt aus - 2019 bislang zehn Mal. Dafür wurden fast 80 Millionen Euro ausgegeben. Es gibt auch viel Kritik an dem Vorkauf, damit würden die Quadratmeterpreise noch angeheizt und viel Geld für Bestandswohnungen verwendet, welches, wenn es in Neubau gesteckt würde, weit mehr Menschen zu Wohnungen verhelfen könnte.

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