Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Abholzaktion kann beginnen

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14 Bäume an Fernkälte-Baustelle weichen provisorischer Fahrspur

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Die 14 Bäume an der Thalkirchner Straße, die zur Überraschung von Anwohnern und Lokalpolitikern vor drei Wochen zum Abholzen anstanden, sollen nun tatsächlich gefällt werden. Der Bezirksausschuss (BA) hatte, als die Abholzpläne der Stadtwerke München (SWM) bekannt wurden, eine Suche nach Alternativen verlangt. Jetzt gab der Unterausschuss Umwelt, Klima, Naherholung (UKN) nach Rücksprache mit SWM und Kreisverwaltungsreferat in einer Eilentscheidung sein Placet. Betroffen von den Baumfällungen ist der Abschnitt zwischen Zenetti- und Reifenstuelstraße, also am Viehhof entlang und darüber hinaus ins Dreimühlenviertel.

Die Stadtwerke wollen unter der Thalkirchner Straße eine Fernkälteleitung verlegen. Die Zeit drängt, von Ende nächsten Jahres an soll im Heizkraftwerk (HKW) Süd umweltfreundlich erzeugte Kälte von Sendling durch Rohre unter der Isarvorstadt und der Ludwigsvorstadt in die Innenstadt strömen. Die Bäume sollen nicht für die Rohrverlegung fallen, sondern für eine Fahrspur für Bus und Autos, die während der Bauzeit für ein paar Monate weiterhin die Straße nutzen sollen.

Das sei eine "traurige Entscheidung", kommentierte der UKN-Vorsitzende Arne Brach (Grüne). Vertreter der SWM und des Kreisverwaltungsreferates hätten deutlich gemacht, dass bestenfalls einzelne Bäume zu retten seien, dies allerdings zu Lasten der Sicherheit. Florian Petrich (Grüne) forderte in der Sitzung, nach Ende der Bauzeit möglichst große Bäume nachzupflanzen. Dazu bedürfe es jedoch großer Pflanzgruben, die augenscheinlich nicht vorhanden seien. Paul Bickelbacher, Grünen-Stadtrat, Verkehrsplaner und BA-Mitglied, brachte die Prüfung eines neuen Straßenprofils ins Gespräch. "Wir müssen die Situation zum Positiven nutzen und beim Rückbau einen Mehrwert fordern, der über eine reine Ersatzpflanzung hinaus geht. Mehr Bäume, Längs- statt Querparken. Da ist viel Gutes möglich." Der UKN will im Januar mit dem Unterausschuss für Öffentlichen Raum und Mobilität dazu Vorschläge erarbeiten.

Eine alternative Bus-Route, zum Beispiel durch eine Parallelstraße, wurde nun offenbar kaum diskutiert. Brach sagte nach der Sitzung, dass die fehlende Zeit als Argument und als Problem genannt wurde, weil man vergessen habe, den Fällungsantrag einzureichen. "Die Verlegung der Buslinie hätte jetzt viele Wochen Zeit gebraucht. Die hatten wir in diesem Fall nicht." BA-Chef Benoît Blaser (Grüne) lobte dennoch die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken. "Sie haben schon verstanden, dass uns Baumschutz extrem wichtig ist. Bei künftigen Fällen werden wir uns erinnern, dass wir gemeinsam um Lösungen bemüht sein müssen."

© SZ vom 15.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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