Wichtiges Kirchengremium:Lorenz Wolf gehört Domkapitel weiter an

Wichtiges Kirchengremium: Bleibt im Domkapitel der Erzdiözese München und Freising: Lorenz Wolf, 66.

Bleibt im Domkapitel der Erzdiözese München und Freising: Lorenz Wolf, 66.

(Foto: Annette Riedl/dpa)

Trotz der gegen ihn im Missbrauchsgutachten erhobenen Vorwürfe darf der 66 Jahre alte Kirchenjurist weiter Domdekan bleiben.

Lorenz Wolf bleibt Mitglied in einem zentralen Gremium der Erzdiözese München und Freising, dem Domkapitel. In dem Missbrauchsgutachten, das die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) im Januar im Auftrag der Erzdiözese vorgelegt hatte, war der 66-Jährige in zwölf Fällen in Verbindung mit Fehlverhalten gebracht worden.

Die gegen ihn gerichteten Vorwürfe und Feststellungen der Gutachter wies Wolf mehrfach zurück, die meisten seiner Ämter gab er aber ab, darunter die Leitung des Katholischen Büros Bayern und das Amt des obersten Kirchenrichters der Erzdiözese. Die Leitung des BR-Rundfunkrates hatte er bis zu seinem Ausscheiden, das sich in dieser Woche vollzieht, ruhen lassen.

Im Domkapitel, dem er seit 1998 angehört und zu dessen Spitze er 2004 von den Mitgliedern gewählt wurde, bleibt Wolf jedoch. Das Gremium habe seine Stellungnahme zu den ihn betreffenden Vorwürfen im Kontext des Missbrauchsgutachtens intensiv diskutiert. "Das Kapitel kam zu dem Schluss, dass Prälat Wolf Mitglied des Domkapitels und Domdekan bleiben kann", teilte das Gremium der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage mit.

Dem Domkapitel gehören zwölf Geistliche an. Sie wirken als Konsultorenkollegium bei der Leitung der Erzdiözese mit und erstellen auch eine Vorschlagsliste für den Fall, dass der Bischofsstuhl vakant wird. Sie nehmen an den feierlichen Gottesdiensten des Erzbischofs zu den kirchlichen Hochfesten teil.

Laut Homepage der Erzdiözese besteht das Domkapitel neben Wolf derzeit aus: Weihbischof Bernhard Haßlberger (der auch als Dompropst fungiert), Prälat Lorenz Kastenhofer, Monsignore Wolfgang Huber, Monsignore Klaus Peter Franzl, Weihbischof Wolfgang Bischof, Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg, Monsignore Thomas Schlichting, Pfarrer Hans-Georg Platschek, Pfarrer Reinhold Föckersperger und Dekan Daniel Reichel.

Nicht mehr Teil des Gremiums ist Peter Beer, 56. Die Mitgliedschaft des früheren Münchner Generalvikars wurde zum 1. Mai "im gegenseitigen Einvernehmen beendet", so das Domkapitel. Beer nehme keine besondere Aufgabe im oder um den Dom herum oder für die Erzdiözese mehr wahr, hieß es zur Begründung.

Wichtiges Kirchengremium: Verlässt das Domkapitel der Erzdiözese München und Freising: Peter Beer, 56.

Verlässt das Domkapitel der Erzdiözese München und Freising: Peter Beer, 56.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Beer war 2010 von Kardinal Reinhard Marx zum Generalvikar ernannt worden. Die Aufgabe legte er 2020 nieder. Als Grund gab er in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit vor einigen Monaten sein Scheitern im Kampf gegen die Beschützer von Missbrauchstätern an.

Seit April 2020 ist der promovierte Theologe und Pädagoge Professor an der Universität Gregoriana und ein enger Mitarbeiter des vatikanischen Kinderschutzexperten Hans Zollner, mit dem er zur Schule ging. Außerdem ist er weiter Vorsitzender des Stiftungsrats der Katholischen Universität Eichstätt Ingolstadt (KU).

Schon 2010 beauftragte Beer als Generalvikar die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) mit einem Missbrauchsgutachten, das damals als wegweisend galt, aber nicht veröffentlicht wurde. Das zweite WSW-Gutachten beleuchtete auch seine Amtszeit als Generalvikar.

Die ihm darin angelasteten Versäumnisse räumte Beer ein. Zugleich hielten ihm die Anwälte zugute, "als einer von wenigen und gegen teils erbitterten Widerstand innerhalb der Erzdiözese" sich für Aufklärung und Aufarbeitung von Missbrauchsfällen eingesetzt zu haben.

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