Bar Lollo Rosso:Hippe Alpenhütte

Bar Lollo Rosso: Benedikt Will und Steffi Lemke servieren im Lollo Rosso nicht nur Bier in Steinkrügen, sondern auch edlere Getränke.

Benedikt Will und Steffi Lemke servieren im Lollo Rosso nicht nur Bier in Steinkrügen, sondern auch edlere Getränke.

(Foto: Robert Haas)

Großstädtische Burger und alpenländische Brotzeitbrettl, dazu spanischer Gin mit Rosmarin: Der Lollo Rosso Bar(varian) Grill am Rosenheimer Platz vereint das Beste von Stadt und Berg - ganz ohne knalliges Après-Ski-Gedöns.

Von Florian Fuchs

Wahrscheinlich ist es die träumerischste Adresse im Münchner Barwesen: Milchstraße 1, das kommt einem galaktisch vor. Neider könnten jetzt einwenden, dass Milchstraße auch ein wenig abgehoben klingt, aber die liegen wirklich völlig daneben. Das Lollo Rosso Bar(varian) Grill, das dort zu Hause ist, in der Nähe des Rosenheimer Platzes, wirkt alles andere als hochtrabend. Bodenständig ist der einzig treffende Ausdruck, und das im positivsten Sinne.

Der Gast hat in diesem Ecklokal ein wenig das Gefühl, in einer Alpenhütte zu hocken, umrahmt von Fichtenholz und wohliger Gemütlichkeit - aber ganz ohne knalliges Après-Ski-Gedöns, dafür zum Beispiel mit Musik von "The xx". Das Lollo Rosso ist eine Bar, die das Beste von Stadt und Berg vereint, man durfte das auch nicht anders erwarten vom Chef Stefan Schwetz. Der Mann betreibt schließlich schon die feine "Caffè-Bar Lollo Rosso" in der Wörthstraße, nun geht er den nächsten Schritt.

Im Lollo Rosso in der Milchstraße hat er mit seinem Kollegen Benedikt Will einen angenehmen Mix aus Bar und Restaurant hingekriegt: Neben großstädtischen Burgern gibt es alpenländische Brotzeitbrettl, zu spanischem Gin mixt der Barkeeper hier Rosmarin und den München Mule gibt es natürlich mit dem heimischen Duke Gin. Schinken, Speck, Käse, Schnittlauchbrote, Wurst, zur Verdauung bestellen sich die Gäste dann einen Vogelbeerbrand - oder sie halten sich ohnehin die ganze Zeit ans Bier, das in Tonkrügen mit hübscher Schaumkrone an den Tisch kommt.

Eine Bar mit so einem Konzept hätte auch ganz schnell in ganz albernen Kitsch abrutschen können, das haben sie hier aber tunlichst vermieden. Sie haben die Gratwanderung zwischen bayerischer Gemütlichkeit und städtischem Flair geschafft, nicht einmal die unvermeidliche Lagerfeuer-Stuben-Gitarre an der Wand wirkt deplatziert, weil die Dekoration zur Getränkekarte passt und der Service so freundlich ist, dass man sowieso zufrieden ist. Das Lollo Rosso sieht so aus, als würde es schon Jahrzehnte zu Haidhausen gehören, das Publikum ist dementsprechend gemischt: Neben Gästen Anfang zwanzig kommen später am Abend auch gerne mal weißhaarige Veteranen, die ein Schachbrett aus dem Wandregal ziehen und sich ein Weißbier schmecken lassen.

Hinten an der Wand, gegenüber vom Eingang, haben die Dekorateure des Lollo Rosso deutlich gemacht, dass sie den rustikalen Stil mögen, aber auch gerne über den Alpenrand hinausschauen: Eine alte Weltkarte umrahmt ein Bücherregal mit Reiseführen und Bildern aus allen möglichen, auch exotischen Ländern. Nur ganz links, da steht ein kleines Büchlein inmitten der großen, weiten Weltliteratur, es handelt vom Freistaat Bayern. Zu Hause, das will uns das Lollo Rosso wohl sagen, ist es doch am schönsten - solange man die Vorzüge aus der Fremde unauffällig miteinfließen lässt.

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