Süddeutsche Zeitung

Lokal Mun:Einmal um die ganze Welt bis nach Haidhausen

Der Südkoreaner Mun Kim wandert als Kind mit seinen Eltern nach Honolulu aus, wird Unternehmensbanker in Los Angeles, wirft den Job hin - um zu kochen.

Von Franz Kotteder

Es war einmal ein Internetpionier, der eine Weinreise ins argentinische Mendoza machte und dort einen koreanischen Koch aus den USA kennenlernte. Der war bis zur Finanzkrise Banker an der Wall Street gewesen und suchte nun eine neue Stadt, in der er seine Kochlust ausleben konnte . . .

Spätestens hier bekäme ein Drehbuchautor in Hollywood die Geschichte um die Ohren gehauen, wegen groben Unfugs und zu vieler Zufälle. Solche Geschichten denkt man sich nicht aus, sondern sie passieren ganz einfach. Und weil sie passieren, gibt es jetzt das neue Restaurant Mun in Haidhausen, Innere Wiener Straße 18.

Mun, das ist nicht die Abkürzung von Munich, sondern der Vorname des Kochs Mun Kim. Der 48-Jährige ist in Südkorea geboren und wanderte als Kind mit seinen Eltern nach Honolulu auf Hawaii aus. Er wurde Unternehmensbanker in Los Angeles und an der Wall Street - 20 Jahre lang, bis zur Finanzkrise. Dann warf er den Job hin, um sich einen alten Jugendtraum zu erfüllen und nur noch zu kochen. "Es hat mich als Kind schon fasziniert", sagt er, "wenn meine Mutter einen ganzen Tag lang Brühe kochte."

Kim ging nach Kalifornien, um bei dem in den USA sehr berühmten Koch Makota Okuwa die Kunst des Sushi-Machens zu erlernen: "Das erste Jahr ging es ausschließlich darum, den Reis zuzubereiten." Dort entwickelte er sein Konzept einer länderübergreifenden asiatischen Küche, mit japanischen, koreanischen und amerikanischen Einflüssen.

2010 machte er Urlaub in Buenos Aires - und blieb prompt dort hängen. Im Land von Rindfleisch und Pasta kam seine leichte Fusionsküche hervorragend an, sein Szene-Restaurant Casa Mun wurde rasch zum Geheimtipp, über das bald auch internationale Zeitungen berichteten. Er zog mit seinem Restaurant in die Weinregion Mendoza um, und dort lernte ihn der Münchner Weinliebhaber Eric Dolatre kennen.

Stilvoll nüchternes Kellerlokal

Dolatre hatte Mitte der Neunzigerjahre zusammen mit ein paar Freunden den E-Mail-Dienst gmx.de gegründet und 2001 für viel Geld verkauft. "Ich war begeistert von Muns Küche", erzählt er, "und als er mir sagte, er suche in Europa eine reiche Stadt mittlerer Größe, um ein neues Lokal zu eröffnen, dachte ich aus reinem Eigennutz gleich an München." Zusammen mit seinem Bruder, einem international tätigen Hotelmanager, mit Mun Kim und weiteren Partnern gründete er eine Restaurant-GmbH und machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Raum.

Und so ist aus dem verwinkelten Kellerlokal in Haidhausen, in dem mal ein Weinhaus, später lange ein persisches und kurz ein marokkanisches Lokal waren, nach einjähriger Umbauphase ein stilvoll nüchternes, aber helles Restaurant in Weiß, Moosgrün, Gold und Holz geworden. Der Gastraum bietet 50 Personen im Hauptraum Platz und 20 im Separee - sogar mit eigenem Tiefgaragenzugang, also durchaus promigeeignet. Fast alles ist neu hier, "wegen der Rendite haben wir das sicher nicht gemacht", sagt Dolatre. Wichtig sei, dass Mun Kim sich austoben könne.

Das kann er. Es gibt jeden Abend zwei Vier-Gang- und zwei Sechs-Gang-Menüs zu 58 und 88 Euro (ohne Weinbegleitung). Jeweils zwei Menüs sind ohne Fleisch, dafür mit Fisch. Sushi ist immer dabei, und Kim spielt auch seine Leidenschaft für ungewöhnliche Soßen aus, die mal von argentinischem Barbecue beeinflusst zu sein scheinen, mal von der klassisch-japanischen Küche. Typisch für ihn: "Mun-Style Dim Sum", das ist Schweinefleisch in würziger Soße, eingeklappt in einen kleinen Fladen aus locker-wattigem Teig.

Damit liegt das Mun sehr im Trend: Mit dem Chang City und dem Shami haben im letzten halben Jahr erst zwei Restaurants eröffnet, die sich der asiatisch geprägten Fusionsküche widmen. Schwer vorstellbar, dass das Mun nicht meistens ausgebucht sein wird.

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SZ vom 16.06.2016/dit
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