Süddeutsche Zeitung

Löcher im Glasdach:Warum "Niklas" dem Münchner Hauptbahnhof so zusetzen konnte

  • Orkan Niklas hat am Münchner Hauptbahnhof für Chaos gesorgt: Starke Sturmböen hatten Dachfenster angehoben und beschädigt.
  • Weil die Splitter einer berstenden Glasscheibe auf Gleise gefallen waren, ist die Haupthalle zweitweise komplett evakuiert worden.
  • Neu ist das Problem nicht. Die Bahn hat für diesen Sommer ohnehin eine Sanierung des maroden Daches geplant.
  • Eine etwa 15 Millionen Euro teure Generalsanierung ist ebenfalls geplant - wann diese beginnen soll, ist allerdings noch offen.

Von Wiebke Harms und Marco Völklein

Eigentlich hatten Max Berthold und seine Kollegen vom Technischen Hilfswerk (THW) damit gerechnet, nur ein paar Glasscheiben vom Dach des Hauptbahnhofs entfernen zu müssen. "Aber das wurden dann immer mehr. Am Ende haben wir fast 50 Scheiben ausgebaut." Der Wind hatte die Fenster von unten hochgedrückt, als sie wieder zurückschlugen, hatten sich bei einigen Scheiben Risse gebildet, eine Scheibe war sogar auf die Gleise herabgestürzt. Obwohl es sich eigentlich um Verbundglas handelt, das genau so etwas verhindern sollte, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn am Mittwoch erläuterte. Daraufhin musste das THW mit 35 Helfern anrücken und im Sturm auf dem Dach die Scheiben entfernen. Der Hauptbahnhof wurde für mehrere Stunden gesperrt.

Seitdem klaffen große Löcher im Dach des Hauptbahnhofs. Ersatz für die ausgebauten Scheiben müsse erst bestellt und geliefert werden. "Wann wir die einbauen werden, lässt sich noch nicht sagen", erklärte der Bahnsprecher. Vielleicht noch vor Ostern, vielleicht auch erst über die Feiertage oder sogar danach. Bis dahin, räumte der Sprecher ein, könne es auch durch die Löcher im Dach reinregnen in die große Bahnsteighalle mit den insgesamt 16 Gleisen. Auf jeden Fall aber sollen die neuen Scheiben noch vor der Großsanierung des Daches eingesetzt werden, die die Bahn ohnehin für diesen Sommer geplant hat.

Generalsanierung für 15 Millionen Euro

Derzeit läuft noch die Ausschreibung für die Generalsanierung. Die Firmen hätten dem Konzern bereits Vorschläge unterbreitet, wie die Sanierung angegangen werden kann. Offen ist noch, ob die Arbeiter sich mit einem versetzbaren Gerüst vorarbeiten werden. Oder ob unterhalb des Daches eine Konstruktion errichtet werden kann, die verhindert, dass während der Bauarbeiten Teile herabfallen können. Erst wenn klar ist, für welches Vorgehen sich der Schienenkonzern entscheidet, könne man auch absehen, wie sich die Bauarbeiten auf den Zugverkehr und die Reisenden auswirken werden.

Die Sanierung der Halle, die in den Fünfzigerjahren errichtet wurde, wird etwa 15 Millionen Euro kosten; die Ingenieure der Bahn haben gut vier Jahre Bauzeit angesetzt. Unabhängig davon plant die Bahn seit Jahren einen Neubau des Empfangsgebäudes; der allerdings verzögert sich immer wieder, weil zuerst die zweite S-Bahn-Stammstrecke gebaut werden muss. Die Gleishalle allerdings wäre von einem möglichen Abriss ohnehin nicht betroffen; sie steht auf der bayerischen Denkmalliste.

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SZ vom 02.04.2015/infu
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