Lochhausen:Falscher Ton

Eine nicht abgesprochene Erklärung zur Gemeinschaftsunterkunft führt in Lochhausen zu Irritationen

Von Ellen draxel, Lochhausen

Die Gemeinschaftsunterkunft in Lochhausen ist, Monate später als geplant, kurz vor Jahresende belegt worden. An Weihnachten wurde der Holzbau fertig, am 28. Dezember haben 200 Männer aus Schwarzafrika die ersten Doppelzimmer der neuen Einrichtung bezogen. Die meisten der Bewohner sind Somali und Nigerianer, sie waren bisher im Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck untergebracht. 30 weitere Männer stammen aus anderen Ländern.

Die Regierung von Oberbayern hatte die Unterbringung an der Langwieder Hauptstraße angeordnet, da München sein Kontingent bislang nicht ausgeschöpft hat. Die verbliebenen 70 Bettplätze gingen nun aber - wohl in den nächsten Tagen - definitiv an Familien, verspricht Hedwig Thomalla, Sprecherin des städtischen Sozialreferates: "Bei der Infoveranstaltung am 21. Juli 2015 wurde eine gemischte Belegung mit Familien und Einzelpersonen angekündigt, dies wird auch umgesetzt." Die Anwohner wurden einen Tag vor dem Einzug per Infoflyer im Briefkasten informiert.

Lochhausen hat einen engagierten Helferkreis mit 80 Frauen und Männern, aber auch viele skeptische Bürger. Dass zunächst nur männliche Asylbewerber eingezogen sind, löste Sorge aus. "Die Leute haben subjektive Ängste, kaum jemand will neben einer Einrichtung wohnen, in der ausschließlich junge Männer leben", weiß der Chef des Bezirksausschusses Aubing-Lochhausen-Langwied, Sebastian Kriesel (CSU), "da muss gar nichts passieren, die Statistik beweist ja auch, dass die Kriminalitätsrate in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften nicht höher ist als anderswo".

Gemeinsam mit Parteikollegen aus dem Münchner Westen sprach der Gremiums-Chef bereits einen Tag nach dem Einzug der Flüchtlinge mit dem Sozialreferat und der Regierungspräsidentin von Oberbayern, Brigitta Brunner. Der Landtagsabgeordnete Otmar Bernhard (CSU) gab daraufhin eine Presseerklärung auch im Namen von Kriesel und Stadtrat Johann Sauerer (CSU) heraus, ohne den Text zuvor mit den beiden abgesprochen zu haben. Darin ist von einer "Nacht- und Nebelaktion" die Rede und von "massivem Ärger und Ängsten" bei der Bevölkerung. Ein Tonfall, der den auf Deeskalation bedachten Lokalpolitikern missfiel.

Die Unterkunft, sagt Thomalla, werde wie alle Häuser der Stadt "sieben Tage die Woche rund um die Uhr betreut und bewacht". Geplant ist nun eine Infoveranstaltung, ein Termin steht noch aus. Einer der Hausriegel ist noch nicht bewohnt, dort könnte man zeigen, so Kriesel, wie die Bewohner leben. "Luxus haben die Asylsuchenden wirklich nicht, ein Doppelzimmer hat zehn Quadratmeter."

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