Bernd Huber, Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), übt in der Diskussion um die Berufung von Annette Schavan in den Hochschulrat Selbstkritik. "Ich muss im Nachhinein sagen: Das war ein Fehler", sagte Huber der Zeit. "Der Plagiatsvorwurf hat bei vielen an der Universität den Kern des wissenschaftlichen Selbstverständnisses berührt."
Die CDU-Politikerin Schavan, die nach dem Entzug des Doktortitels als Bundesbildungsministerin zurückgetreten war, zog zum 1. Oktober 2013 auf Vorschlag Hubers und mit Zustimmung des LMU-Senats in das Aufsichtsgremium Hochschulrat ein. Das löste in Teilen der Uni Unmut aus. Hauptkritikpunkt war, dass dadurch die akademische Glaubwürdigkeit der LMU leide.
Als Schavan im März mit einer Klage gegen den Entzug des Titels scheiterte, kam erneut harsche Kritik auf. Anfang April trat Schavan zurück. Das Gerichtsurteil habe "eine Neubewertung notwendig gemacht", sagt Huber. Dabei habe "sich schnell gezeigt, dass es innerhalb der Universität keine Unterstützung" für Schavan mehr gebe.
Huber hatte die Berufung damit verteidigt, man müsse den Plagiatsvorwurf und Schavans "große Verdienste" auseinanderhalten. Das erfordere "ein gewisses Differenzierungsvermögen", hielt er Kritikern entgegen. Inzwischen sagt er: "Heute weiß ich, dass sich das letztlich nicht voneinander trennen lässt." Zur Frage, ob die LMU, Schavan oder er selbst am meisten beschädigt sei, sagt Huber: "Die Situation ist für mich, auch menschlich gesehen, nicht einfach. Aber das gilt sicher für alle Beteiligten." Die Entscheidung pro Schavan sei aber gemeinsam gefallen.