Errare humanum est, irren ist menschlich. Und Fehler gehören zu großen Unternehmungen wohl dazu. Der Ausbau des Philologicum war sicher kein Fehler, sondern eine kluge Entscheidung für die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). "Ein Meilenstein des Campus", der hier rund um das Hauptgebäude der LMU neu formiert wird. So hat es Ministerpräsident Markus Söder am Mittwoch in seiner Rede zur offiziellen Eröffnung der Bibliothek ausgedrückt. Dabei pries er die Literatur- und Sprachwissenschaften, deren Institutsbibliotheken im Philologicum an der Ludwigstraße nun zusammengefasst zu finden sind. Sie seien eine "Zitadelle des Wissens" (Söder). Die hat zwar 38 Millionen Euro verschlungen, wird aber bereits bestens genutzt.
Ende September, also rechtzeitig zum Semesterbeginn, stand das Haus fertig da. Es werde seitdem ziemlich rege besucht, sagte Dekanin Beate Kellner am Mittwoch. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass man dort am besten frühmorgens einen der 740 Arbeitsplätze ergattern kann. Und etwas anderes sickert nun so langsam durch: Der Fehlerteufel hat sich hier eingeschlichen. Schüler hätten dafür in Schulaufgaben Punktabzug und entsprechend schlechte Noten bekommen. Denn es kommt für die Verständlichkeit einer Sprache nun mal auch auf Kleinigkeiten an. Im Philologicum geht es vor allem um Strichlein, die sich wie unartige Wesen beim Aufbringen der Texte an den Glastüren selbständig gemacht haben.
Das Haus ist voller Zitate in gut 20 der 80 vertretenen Sprachen. Solch Signaletik macht klar: Wir sind nicht bei den Informatikern, sondern hier geht es um Wörter. Und um diese richtig zu verstehen, muss man eben auf Striche achten. Auf Akzente, auf Hauchzeichen. Das kennen Romanisten aus dem Französischen, und schon die alten Griechen haben ihre Betonung so ausgedrückt. Im ganzen Haus begegnet man Stellen aus Homers Odyssee. Entsprechend viele Makel lassen sich finden, sofern man die Sprache der Götter lesen kann.
Das konnte offenbar niemand von der Bauleitung, die für die grafische Gestaltung der Zitate verantwortlich ist. Und ebenso wenig wussten die Handwerker, die mit dem Kleben der Schriften betraut worden waren. Dabei blieb der eine oder andere Akzent an der Folie hängen, vermutet Peter Isépy vom Lehrstuhl für Griechische Philologie. Was ihn aber wundert: Es wurden wohl keine wissenschaftlichen Ausgaben verwendet. Bei der Recherche im Internet hat er Texte gefunden mit denselben Fehlern wie im Philologicum. Isépy machte aus der Peinlichkeit eine Quelle für seinen Unterricht und schickte Erstsemester seines Morphologiekurses auf die Suche. Mit den Ergebnissen wird bald, dann hoffentlich korrekt, umfangreich nachgebessert.