Süddeutsche Zeitung

LMU München:Imame im Hörsaal

Die Münchner Universität zeigt Interesse an einem Institut für Islamstudien. Gleichzeitig hat die LMU aber auf die offene Frage der Finanzierung verwiesen.

M. Maier-Albang, M. Thurau

Es ist ein Vorstoß, der nicht zuletzt die gesellschaftlichen Realitäten nachvollzieht: Der Wissenschaftsrat hat vor kurzem empfohlen, die Ausbildung von Imamen und islamischen Religionslehrern an bundesdeutschen Hochschulen zu verankern. Zwei oder drei solcher Zentren für Islamische Studien schweben den wissenschaftspolitischen Beratern vor - doch wo? Neben Orten wie Erlangen, Frankfurt, Münster und Osnabrück, an denen zumindest die Religionslehrer-Ausbildung bereits in Modellversuchen läuft, ist offenbar auch München im Gespräch. Jetzt hat die Universität (LMU) ihrerseits zwar grundsätzliches Interesse bekundet, gleichzeitig aber auf die offene Frage der Finanzierung verwiesen.

Eine solche "wissenschaftlich fundierte" Ausbildung von islamischen Religionslehrern und -gelehrten sei "eine wichtige hochschul- und gesellschaftspolitische Aufgabe", der sich die Hochschule prinzipiell gern stelle, sagt Präsident Bernd Huber nach Gesprächen mit den Theologie-Dekanen. Doch mit einer Anschubfinanzierung, wie sie das Bundesforschungsministerium in Aussicht stelle, sei es dabei nicht getan. Ein solches Institut sei nun einmal eine "Daueraufgabe", dafür müsse der Staat dann auch eine dauerhafte Lösung schaffen.

Die Universität Erlangen ist weniger zögerlich. Dort gibt es bereits seit 2002 ein "Interdisziplinäres Zentrum für Islamische Religionslehre", das Lehrkräfte schult. Zudem unterhält die Universität einen Lehrstuhl für Islamische Religionsdidaktik und plant den Aufbau eines "Kompetenzzentrums für interreligiösen Dialog im Unterricht". Schon vor dem Vorstoß des Wissenschaftsrates habe man erwogen, auch Imame auszubilden, sagt Vizepräsidentin Johanna Haberer. Nun überlege man "ernsthaft", auch einen Lehrstuhl für Islamische Theologie einzurichten. "Wir haben hier die Kompetenz, und man muss das Rad ja nicht neu erfinden."

Welche Hochschulen am Ende den Zuschlag bekommen, ist allerdings noch völlig offen. Der Wissenschaftsrat selbst hält sich mit Vorschlägen zurück. Und das Bundes-forschungsministerium verweist auf das komplexe Verfahren. Länder und Hochschulen müssten Konzepte entwickeln, wie die Institute und auch die Beiräte aussehen sollen, die die Beteiligung der Religionsgemeinschaften sicherstellen sollen. Voraussetzung für den Zuschlag sei ein "geeignetes universitäres Umfeld", etwa mit einer "leistungsstarken Islamwissenschaft", der "Präsenz der christlichen Theologien" und einer "entwickelten Religionswissenschaft". Nach welchem Modus der Bund die Projekte dann "in der Aufbauphase" fördere, sei aber ebenfalls noch offen.

Pläne für eine Imam-Ausbildung in München gibt es allerdings schon länger. Der Penzberger Imam Benjamin Idriz verfolgt seit 2007 das Vorhaben, in der Landeshauptstadt ein "Zentrum für Islam in Deutschland - München" (Ziem) aufzubauen. Gemeinderäume, eine Moschee und ein Museum sind geplant. Zentraler Bestandteil des Zentrums, das der Emir vor Sharja finanziell unterstützen würde, wäre aber auch eine Islam-Akademie. Einen offiziellen Antrag auf Unterstützung hat Idriz in der vergangenen Woche an die Landeshauptstadt und an Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch geschickt.

Als "längerfristiges Ziel" wird darin genannt, in Kooperation mit der LMU "eine universitäre Ausbildung für Imame in Islamischer Theologie zu realisieren". In München hat das Ziem-Projekt Rückendeckung von einer grün-schwarzen Koalition: Sowohl Bürgermeister Hep Monatzeder wie auch der CSU-Fraktionsvorsitzende Josef Schmid sind Fürsprecher. Offen ist allerdings, ob ein solches Vorhaben sich mit den Vorstellungen des Wissenschaftsrates decken könnte. Der dringt darauf, dass sich die Institute eindeutig in der Regie der staatlichen Hochschulen etablieren.

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SZ vom 05.02.2010/lim
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