Lesung:Nachdenken über Russland

Lesung: Sie kritisiert den "irrsinnigen Krieg", mit dem Putin die Ukraine überzieht: die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja.

Sie kritisiert den "irrsinnigen Krieg", mit dem Putin die Ukraine überzieht: die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja.

(Foto: Elkost)

Die Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja, derzeit im Exil in Berlin lebend, stellt im Literaturhaus München ihr neues Buch vor - und damit neben Erinnerungen auch Reflexionen über die Gegenwart.

"Gott lächelt, wenn er von unseren Plänen hört." Dieses Sprichwort zitiert die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja im Vorwort ihres neuen Buches. Sie bezieht es auf ihre Hoffnung, bis ans Lebensende in Moskau zu bleiben. Und auf das Schicksal, das sie ins deutsche Exil getrieben hat - nach Berlin, für sie eine "der ruhigsten, angenehmsten und wohnlichsten Städte Europas"; ein für deutsche Leser, an Berlin-Bashing gewöhnt, interessantes Urteil.

Interessant ist das schmale Buch "Die Erinnerung nicht vergessen" (Hanser) in vielerlei Hinsicht. Die bedeutende russische Schriftstellerin, die vor kurzem 80 Jahre alt wurde, denkt darin nicht nur über ihr Leben nach, von Kindheit bis Körper. Gewohnt klarsichtig reflektiert sie auch über ihre eigene Freiheitssuche, die Entwicklung der russischen Gesellschaft insgesamt und natürlich den Krieg, mit dem Putin seit einem Jahr die Ukraine überzieht.

Als unermüdliche und häufig schlaflose Beobachterin des Weltgeschehens stellt sie sich viele Fragen und ringt um Antworten. Der Abend mit Ulitzkaja im Literaturhaus verspricht also spannend zu werden, und man wünscht ihr, die "nur noch eine Hoffnung und einen Traum hat", dass die sich erfüllen mögen: "Ich möchte das Ende dieses Kriegsirrsinns noch erleben und zurückkehren nach Moskau, in meine Wohnung, in die gewohnte und geliebte Welt."

Ljudmila Ulitzkaja, Lesung, Mittwoch, 22. März, 19 Uhr, Literaturhaus, Salvatorplatz 1, literaturhaus-muenchen.de

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