Lizenzgebiete:Eine Stadt wird zur Parkzone

In der Stadt sind zahlreiche neue Lizenzgebiete geplant - erstmals auch außerhalb des Mittleren Rings.

Dominik Hutter

Viel Platz bleibt nicht mehr, um einfach mal so das Auto abzustellen: Die Lizenzgebiete, in denen Anwohner bevorzugt und alle anderen zum Zahlen verdonnert werden, breiten sich aus - im Februar kommt die Schwanthalerhöhe an die Reihe, bis zum Sommer folgen weitere Teile der westlichen Innenstadt. Betroffene sollten rasch ihr Wapperl beantragen.

Lizenzgebiete: Wald aus Schildern und Automaten: Lizenzgebiet in München.

Wald aus Schildern und Automaten: Lizenzgebiet in München.

(Foto: Foto: Schellnegger)

Die grauen Automaten in der Parkstraße stehen schon, kleine Zettel neben dem Geldschlitz verraten: Am 2. Februar werden die Altbaustraßen nordwestlich der Theresienwiese zum Parklizenzgebiet. Schwanthalerhöhe und Theresienhöhe heißen die beiden neuen Zonen, deren Grenze die Ganghoferstraße bildet. Zwei Wochen später folgt der Rest des Multi-Kulti-Quartiers: die Umgebung der Ridlerstraße und, als erstes Wapperl-Areal außerhalb des Mittleren Rings, das Westend, das offiziell bis zum Eisenbahn-Südring reicht.

Mit ihrem neu entstandenen Wald aus Schildern und Automaten befinden sich die Westendler in guter Gesellschaft. Seit 2001 hat die Stadt, beginnend in Schwabing und dem Lehel, weite Teile des Zentrums zum Lizenzgebiet umgewidmet.

Parkraummanagement nennt sich das im Amtsdeutsch, und je nach Perspektive wird die Bewirtschaftung der bislang kostenlosen Plätze als Abzocke oder Wohltat empfunden. Im Rathaus gilt das Wapperl, gegen das ein Pendler bereits erfolglos vor Gericht gezogen ist, als großer Erfolg. Im Planungsreferat laufen derzeit die Vorbereitungen für eine umfassende Evaluierung.

Unabhängig von dieser Untersuchung geht es bei der Neuausweisung in diesem Jahr Schlag auf Schlag: Auf die Schwanthalerhöhe sollen bereits im April die Heßstraße in der Maxvorstadt und das sogenannte Kasernenviertel zwischen Lazarett- und Leonrodstraße folgen. Der weitere Zeitplan: Ebenau, Volkartstraße und Borstei im Mai sowie Marsfeld und St.-Vinzenz-Viertel im Juni.

Im kommenden Sommer dann werden laut einer Statistik des Baureferats 3894 Parkscheinautomaten die Straßen säumen. Der Berg aus Münzgeld, der den Blechkisten jährlich entnommen wird, kann sich durchaus sehen lassen: 2009 rechnet das Baureferat mit Einnahmen von 32,3 Millionen Euro. Dazu kommen noch geschätzte 5,7 Millionen aus den Portemonnaies der Anwohner, die sich für jährlich 30 Euro eine Dauerparkerlaubnis vulgo Lizenz erwerben müssen.

Den angesichts dieser Summen naheliegenden Vorwurf der Abzocke weist Baureferats-Sprecher Jürgen Marek zurück: Allein der Erhalt des Münchner Straßennetzes - ohne Winterdienst, Straßenreinigung und Neubauten - verschlinge pro Jahr 126 Millionen Euro. Da seien die 32Millionen aus den Parkautomaten doch als vergleichsweise geringer Beitrag zu werten.

Der Geldsegen wird allerdings in den kommenden Monaten nochmals größer. Denn von Herbst an werden peu à peu weitere Lizenzgebiete in bislang noch nicht festgelegter Reihenfolge ausgeschildert: einige Quartiere in Sendling und Giesing, die dicht bebauten Teile Bogenhausens rund um Holbein- und Mühlbaurstraße sowie - im Norden - Lerchenauer und Tristanstraße.

Bereits im Frühjahr beginnt das Planungsreferat mit den Ortsbegehungen und statistischen Erhebungen in Sendling-Westpark, Ramersdorf und Berg am Laim. Dort soll voraussichtlich 2010 das Wapperl eingeführt werden - und das ist aus juristischen Gründen nur möglich, wenn der Parkraum tatsächlich knapp ist.

Diese Klausel hindert die Stadt übrigens daran, auch die Neubaugebiete Bavariapark, Arnulfpark, Ackermannbogen und Rosa-Luxemburg-Platz mit der Parkraumbewirtschaftung zu beglücken. Dort müsse die Situation erst beobachtet werden, berichtet Christopher Habl vom Kreisverwaltungsreferat. Schließlich musste beim Errichten der Wohnhäuser eigentlich schon nach den Vorgaben des Baurechts eine ausreichende Versorgung mit Parkplätzen nachgewiesen werden.

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