Kritik:Deutliche Ansage

Kritik: Little Simz bei der Verleihung des GQ Men Of The Year Awards 2022 in London.

Little Simz bei der Verleihung des GQ Men Of The Year Awards 2022 in London.

(Foto: Gareth Cattermole/Getty Images)

Rapperin Little Simz erfüllt in der ausverkauften Muffathalle die hohen Erwartungen.

Von Dirk Wagner

Das letzte Mal sei sie nach eigenem Bekunden in einem kleinen Raum in München aufgetreten, und jetzt spielt Simbiatu Ajikawo alias Little Simz, wie sie als Rapperin heißt, in der ausverkauften Muffathalle. Niemand habe ihr solchen Erfolg zugetraut, sagt sie. Dabei hatte ihr Ann-Kathrin Mittelstraß vom Bayerischen Rundfunk schon 2015 auf dem On3-Festival eine große Karriere vorausgesagt. Spätestens mit ihrem dritten Studioalbum "Grey Area" war das dann eigentlich schon verbrieft. Allerdings ahnte selbst da noch niemand, dass Little Simz nur ein Album später mit "Sometimes I Might Be Introvert" ein Meisterwerk liefern würde, das sie als neue Lauryn Hill ins Gespräch brachte.

Die im Albumtitel erwähnte Introvertiertheit ist dabei übrigens eine Bündelung der Energien nach innen, die Little Simz nun auch live freisetzt in Texten über den Cousin, der in einer Messerstecherei ums Leben kam, über den Vater, der sie in ihrer Kindheit verlassen hat, und über korrupte Politiker, Rassismus und das Leben als Frau in einer misogynen Gesellschaft. Zugleich macht Little Simz aber auch Mut, tänzelt anmutig über die Bühne und steht selbst fast schon für die Überwindung einiger der von ihr genannten Missstände. Musikalisch untermauert wird ihr ebenso rasant schneller wie deutlicher Sprechgesang schon mal von afrikanischen Jazzanleihen oder von Smokey Robinsons Soul-Klassiker "The Agony And The Ecstacy".

Dass Little Simz ihr neues Album allerdings auch live so mitreißend umsetzen kann, ist in der Muffathalle auch das Verdienst einer neuen Soundanlage, die den satten Sound bis in die letzten Reihen trägt, ohne die vorderen Zuschauer darum mit entsprechender Lautstärke zu zerschmirgeln. Der transparente Klang mit seinen druckvollen Bässen wird dank der neuen Technik also an jedem Ort der Halle in einer angenehmen Lautstärke geboten, - was man vom schrillen Kreischen einiger Fans nicht behaupten kann.

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