Mit seinem Biergarten und dem beliebten Fisch-Häusl liegt der Wiener Platz direkt im Herzen von München. Das Little Café, vorher Little Rabbit’s Room, bekommt für seine Lage schon einmal fünf von fünf Sternen. Die Erwartungen an Frühstück und Service sind dementsprechend hoch.
Schon von Weitem laden die Tische und Stühle vor dem Café zum Verweilen ein. An schönen Tagen sind die fast bodentiefen Fenster des Cafés so weit geöffnet, das Innenraum und Terrasse zu verschmelzen scheinen. Das tut dem Café gut, denn innen ist kaum Platz für zehn Gäste. Vor dem Tresen stehen Hocker, Stühle und Tische dicht an dicht, das Little Café ist gemütlich, aber wortwörtlich klein.
Einige Dinge hier verwundern: Wie hat es ein Kinderwagen durch die schmale Tür in den Raum geschafft? Warum werden hier Armbänder, Ohrringe und Ketten verkauft? Ist das Bild an der Wand, unter dem ein Preisschild hängt, auch zum Verkauf? Und die brennendste Frage für hungrige Gemüter: Warum gibt es keine Frühstückskarte?
Der Little Room erinnert mehr an einen Concept-Store als an ein übliches Café. Trotz des beengten Platzes thront ein Postkartenständer im Raum. Eine Weihnachtsbaumkugel in Form eines Croissants baumelt neben Dutzenden Mini-Discokugeln, die an einem künstlichen Ast hängen, ein Feigenbaum wächst Richtung Decke. Hinter dem Tresen wurschteln drei Mitarbeitende, Pressen Saft, schäumen Milch, backen Focaccia auf. Es riecht nach frischem Obst und Teig, der gerade zu Kuchen wird.


Auf der Karte findet man nur Getränke. Davon allerdings eine Menge. Der Standort des Cafés bedingt die Preise. 2,30 Euro kostet ein Espresso, 4,90 Euro ein frischer Ingwertee. Kuhmilchalternativen bekommt man für einen Aufschlag von 20 Cent. Wer üppig frühstücken möchte, ist hier falsch. Avocado-Brote oder die üblichen Gerichte mit Ei bietet das Little Café nicht an. Für 7,50 Euro bekommen Gäste dafür eine Schale mit Joghurt, Müsli, Obst und Honig. Die Keramik ist außergewöhnlich schön, die Portion: little. Wer mehr Hunger hat, wählt besser eines der wechselnden Focaccia aus. Sie sind reichlich belegt, gut gewürzt und heiß gegrillt.



Im Little Café mag man die kleinen Dinge. Das scheinen die Stammgäste zu wissen. Die meisten sieht man mit einem Espresso und einem Croissant – buttrig weich – gemütlich in den Tag starten. Auch Menschen, die sich vegan ernähren, die kein Gluten essen oder keinen Zucker, werden zufrieden nach Hause gehen können, denn im Little Room gibt es für sie nicht nur langweiliges Bananenbrot. Im Vergleich zu den Getränken ist der Kuchen mit 4,50 Euro pro Stück sogar bezahlbar.
Das Little Café ist in jedem Fall – wer würde es am Wiener Platz anders erwarten? - auf den hippen Zug der gentrifizierten Münchener Café-Landschaft aufgesprungen. Man möchte wiederkommen, vor allem für den Kuchen.
„Little Café“ in Haidhausen, Wiener Platz 6, 81667 München, Öffnungszeiten: montags bis freitags 8.30 Uhr bis 18 Uhr, samstags 9 Uhr bis 17 Uhr und sonntags 10 Uhr bis 17 Uhr.