Süddeutsche Zeitung

Literaturhaus München:Im Zweifel für den Autor

Ingo Schulze hat einen neuen Roman veröffentlicht: "Die rechtschaffenen Mörder" ist raffiniert gebaut und abgründig interessant. Im Literaturhaus stellt er sein Buch nun live vor.

Von Antje Weber

Ist der Schriftsteller ein Mörder? Ingo Schulze legt in seinem neuen Roman "Die rechtschaffenen Mörder" (S. Fischer) den Verdacht nahe. Vom Wort zur Tat: Der Autor namens Schultze könnte den Dresdner Antiquar Norbert Paulini mitsamt der gemeinsamen Geliebten durchaus aus dem Weg geräumt haben. Wie auch immer - der krimi-ähnliche Schluss ist nicht der wichtigste Grund, diesen raffiniert gebauten Roman zu lesen. Was als konventionell anmutende Beschwörung einer versunkenen DDR-Welt rund um einen Antiquar beginnt, erweist sich zunehmend als irritierende Lektüre. Die Perspektiven wechseln, die Sicherheiten bröckeln - die des Hauptprotagonisten sowieso, der sich erschreckend wandelt, als seine Lebensaufgabe als Buchleser und -verkäufer nach dem Mauerfall wertlos erscheint. Doch auch die Leser finden sich auf unsicherem Terrain wieder. Es sind jedenfalls, was den Roman wie auch den geplanten Abend mit Ingo Schulze im Literaturhaus abgründig interessant macht, insgesamt "Zweifel angebracht, gründliche Zweifel".

Ingo Schulze: Die rechtschaffenen Mörder, Mo., 20. Juli, 20 Uhr, Literaturhaus, Saal ausverkauft, Stream-Tickets unter literaturhaus-muenchen.de

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Quelle:
SZ vom 16.07.2020
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