„Du musst nur lieben und alles ist Freude“: Dieser Satz von Leo Tolstoi zielt auf den Kern des Literaturfests München, das vom 2. bis 11. April stattfand. Man konnte ihn hören, als die Verdichterin Meike Rötzer es soghaft schaffte, den Roman „Anna Karenina“ auf zwei Stunden inklusive Klavierbegleitung einzudampfen. Und man konnte ihn spüren, in vielen der Veranstaltungen, die Daniel Schreiber als Kurator unter dem Motto „Die Sprachen der Liebe. Wie wollen wir leben?“ zusammengestellt hatte.
Die Veranstalter ziehen nun eine entsprechend positive Bilanz. Ein paar Zahlen: Mehr als 100 Autorinnen, Schauspieler und Moderatorinnen haben an dreizehn Spielorten der Stadt diskutiert, performt oder gelesen. Mehr als 6000 Zuschauer besuchten mehr als 50 der meist ausverkauften Veranstaltungen des Literaturfests, zu dem auch eine „Münchner Schiene“ gehörte, 2500 Interessierte folgten per Livestream, und etwa 1500 Besucher nahmen die begleitende Ausstellung „This is Us“ von Tracey Snelling in Augenschein.
Wer wollte, konnte von Monika Helfer und Michael Köhlmeier das Wort „schmähstad“ lernen, mit Helene Hegemann über das Doppelgänger-Motiv nachdenken, Buchpreisträgerin Martina Hefter als Tänzerin erleben oder Schauspieler Ulrich Matthes lauschen, der aus den Radioansprachen Thomas Manns las. Doris Dörrie wiederum erhielt Applaus vom Publikum, als sie bei ihrer Lesung gegenüber Literaturfest-Geschäftsführerin Tanja Graf ein Loblied anstimmte: Sie finde das Thema toll und sei dankbar dafür, denn „es ist unglaublich wichtig, dass wir über etwas anderes reden als Hass und Aggression“.
In der Pressemitteilung resümiert Tanja Graf denn auch: „Besser hätte der Neustart des Literaturfests nicht gelingen können.“ Die Verlegung des Festivals vom Herbst ins Frühjahr, so lässt sich das deuten, kann also als gelungen und zukunftsträchtig gelten. Wie schließt Graf: „Wir freuen uns über einen neuen Fixpunkt im kulturellen Stadtkalender!“