Wie reich ist zu reich? Ist es wirklich in Ordnung, dass ein großer Teil des Vermögens in diesem Land in den Händen weniger Menschen liegt? Die Journalistin und Autorin Julia Friedrichs macht sich darüber schon lange Gedanken. Nach Büchern wie „Wir Erben: Was Geld mit Menschen macht“ hat sie sich nun mit den Superreichen beschäftigt: „Crazy Rich“ heißt das Sachbuch, das Einblicke in die exklusive Welt der Milliardäre gibt.
Friedrichs stellt ihr Buch nun im Literaturhaus München vor. Wer sie unter anderem vor anderthalb Jahren beim Literaturfest erlebt hat, wo sie mit der Millionenerbin Marlene Engelhorn diskutierte (die einen großen Teil ihres Erbes inzwischen an die Gemeinschaft verteilen ließ), weiß, dass Friedrichs immer die soziale Frage mitdenkt. Der Abend am 25. Februar mit ihr ist jedenfalls nur eine von etlichen Lesungen im Februar und Anfang März, bei denen brisante aktuelle Themen diskutiert werden.
Arne Semsrott zum Beispiel rührt im Bellevue di Monaco an andere große Ängste (22. Februar): Der Politikwissenschaftler und Aktivist, der das Recherche- und Transparenzportal FragDenStaat leitet, spricht dort über sein Buch „Machtübernahme“. Der Untertitel macht klar, worum genau es ihm geht: „Was passiert, wenn Rechtsextremisten regieren“, heißt es da und: „Eine Anleitung zum Widerstand“. Rechtsextremisten regieren Deutschland zwar hoffentlich nie wieder. Doch ob die berühmte Brandmauer gegen rechts derzeit bröckelt oder schon eingestürzt ist, ist bekanntlich Interpretationssache. Wie auch immer es weitergehen mag: Wissen hilft.

Was läuft in der Literatur?:Lesungen zu Macht und Liebe
Ob Romane von Julia Schoch oder Jonas Lüscher, Sachbücher von Eva Illouz oder Luisa Neubauer – im Februar bieten Lesungen in München viele Gelegenheiten, sich gut informiert und unterhalten zu fühlen.
Therese Giehse erlebte hautnah, wie es sich anfühlt, wenn Rechtsextremisten regieren. Die große Münchner Schauspielerin hielt mit ihrer Kritik an den Nationalsozialisten nicht hinterm Berg. 1933 musste sie, als Jüdin doppelt gefährdet, emigrieren. Die Kammerspiele erinnern anlässlich ihres 50. Todestags zusammen mit der Monacensia vom 6. bis 8. März an sie; die wunderbare Zeichnerin Barbara Yelin zum Beispiel hat eigens einen Comic zu Giehse beigetragen.
Den Kammerspielen in der heutigen Zeit verbunden ist die Autorin und Regisseurin Dîlan Z. Çapan, sie präsentiert dort derzeit die Reihe Literatur*Raum. In einer Lyrik-Lecture-Performance am 26. Februar stellt sie, begleitet von der kurdischen Musikerin Dîlan Top, Fragen nach den Grenzen des Sagbaren: „Wie beschreibt man Katastrophen, deren Auswirkungen mit Sprache eigentlich gar nicht zu erfassen sind? Was bedeutet es, eine Sprache zu vermissen, mit der man auf die Welt gekommen ist?“
Und was bedeutet es, sich einer unberechenbaren Zukunft zu stellen? Der Schriftsteller Charles Lewinsky beschäftigt sich in seinem neuen Roman „Täuschend echt“ mit Künstlicher Intelligenz: Nicht nur der Ich-Erzähler schreibt hier mithilfe von KI einen Roman, auch der Autor bedient sich bei Chat-GPT – ein spannendes Experiment zwischen Realität und Virtualität, das Lewinsky in der Buchhandlung Lentner in der Balanstraße vorstellt (28. Februar).
Rainer Maria Rilke hätte das raunend vielleicht so kommentiert: „Kunst heißt, nicht wissen, daß die Welt schon ist, und eine machen.“ Vor 150 Jahren wurde der Dichter geboren, Sandra Richter und Manfred Koch huldigen ihm daher gebührend im Literaturhaus (18. Februar). Und da sich von Rilke vieles lernen lässt, hier noch eine seiner Handreichungen für komplizierte Zeiten: „Vergessen Sie nie, das Leben ist eine Herrlichkeit!“