Buchvorstellung:Der Prinzessinnen-Code

Buchvorstellung: Prinzessin Diana am 30. Juli 1981, dem Tag nach ihrer Hochzeit mit Prinz Charles.

Prinzessin Diana am 30. Juli 1981, dem Tag nach ihrer Hochzeit mit Prinz Charles.

(Foto: imago stock&people)

Der Münchner Autor Thilo Wydra hat eine Doppelbiografie über Grace Kelly und Diana Spencer geschrieben. Die beiden verband offenbar mehr als gedacht.

Von Josef Grübl

Buchvorstellung: Von der Hollywoodschauspielerin zur Fürstin: Grace Kelly 1954.

Von der Hollywoodschauspielerin zur Fürstin: Grace Kelly 1954.

(Foto: UPI/dpa)

Die Königin ist tot. Die Königin der Herzen lebt weiter. So könnte man die Ereignisse der vergangenen Tage zusammenfassen, nach dem Ableben von Queen Elizabeth II. und dem 25. Todestag ihrer Schwiegertochter Diana Spencer. Am 31. August 1997 starb die Herzensregentin Diana bei einem Autounfall in Paris, ein Vierteljahrhundert später ist sie präsenter denn je. Zwei neue Lady-Di-Filme liefen dieses Jahr im Kino, ihr Porträt schmückte Titelseiten, der Fernsehsender RTL kümmerte sich um die wohl drängendsten Fragen eines Prinzessinnenlebens ("Wer knackt den Diana-Code?"). Anlässlich des Todestages ist auch ein neues Buch erschienen - und einmal mehr scheint die Lichtgestalt des britischen Königshauses alle in den Schatten zu stellen. Dieses Mal gelingt ihr das nicht ganz, bekommt sie es doch mit einer weiteren Lichtgestalt des zwanzigsten Jahrhunderts zu tun: Grace Kelly.

Auch die Oscar-prämierte Hollywood-Schauspielerin und spätere Gracia Patricia von Monaco war eine Königin der Herzen (obwohl sie "nur" einen Fürsten geheiratet hatte), sie taucht immer noch auf Titelseiten, in Filmen oder Fernsehsendungen auf. Und auch sie kam bei einem Autounfall ums Leben, am 14. September 1982 in Monaco. Die englische Prinzessin ist also seit 25 Jahren tot, die amerikanische Prinzessin aus dem europäischen Mini-Fürstentum seit 40 Jahren: Der Münchner Autor Thilo Wydra nahm die beiden Gedenktage zum Anlass, um über sie zu schreiben - "Grace Kelly und Diana Spencer" heißt seine im Heyne Verlag erschienene Doppelbiografie. Auf dem Cover gibt er die Richtung vor: "Zwei Frauen, zwei Leben, ein Schicksal".

Es ist also zunächst einmal eine Nacherzählung von zwei ohnehin sehr gut dokumentierten Lebensgeschichten, in Kapiteln wie "Kindheit und Jugend", "Die Jahre der Erfüllung" oder "Die letzten Jahre" pendelt der Autor zwischen Philadelphia und Sandringham, Hollywood und Coleherne Court, Fürstenpalast und Kensington Palast hin und her. Das ist gut recherchiert und aufgeschrieben; das dürfte auch jenen Teil der Leserschaft erfreuen, der mit der üblichen Prinzessinnen-Berichterstattung in der Boulevardpresse wenig anfangen kann.

Zwischen März 1981 und September 1982 sahen sich die beiden mehrere Male

Vor fünf Jahren habe er die Idee zu diesem Buch gehabt, erzählt Thilo Wydra bei einem Treffen auf der Terrasse des Münchner Literaturhauses. Er hat schon mehrere Künstlerbiografien veröffentlicht, über Romy Schneider, Alain Delon, Ingrid Bergman oder Alfred Hitchcock. Vor zehn Jahren erschien seine erste Grace-Kelly-Biografie. "Beide litten unter ihren Vätern, sie waren in ihren Familien die Übersehenen, die Unbeachteten", sagt er, "beide haben sich sehr für Karitatives und Soziales eingesetzt, sie blieben nahbar und den Menschen zugewandt." Diese Parallelen sind es auch, die ihn interessieren, das ist auch das Alleinstellungsmerkmal seines Buchs: Obwohl Grace Kelly deutlich älter war als Diana und zudem verhältnismäßig jung verstarb (im Alter von 52 Jahren), hatten sie eine gemeinsame Geschichte.

In den anderthalb Jahren zwischen März 1981, als die frisch verlobte Diana Spencer und die Fürstin aus Monaco sich bei einer Spendengala in London kennenlernten, und der Beerdigung im September 1982 in Monaco, sahen sich die beiden mehrere Male. In Briefen versicherten sie sich, wie sehr sie einander schätzten. Diese Korrespondenz ist auch in Wydras Buch abgedruckt, neben vielen Fotos; der Autor konnte auf mitunter exklusives Material zurückgreifen. Er sprach mit Zeitzeugen, unter anderem gelang es ihm auch, ein Interview mit Grace' Sohn Albert zu führen, dem aktuell regierenden Fürsten von Monaco. Auch ein Diana-Zitat fand er, das ihr Verhältnis zu Grace wohl gut umschreibt: "Wir standen uns seelisch nahe", sagte sie zu Grace' Tochter Caroline bei der Beerdigung.

Wer eine allumfassende Biografie erwartet, wird aber enttäuscht. So lässt der Autor Dianas Ehejahre mit dem heutigen König Charles weitgehend aus, auch das Leben von Grace in Monaco streift er nur kurz. Dafür versucht er, dem Wesen dieser Frauen nahezukommen, die gesehen werden wollten und gleichzeitig unter dem Interesse der Öffentlichkeit litten. Hier sticht Diana noch einmal hervor: "Was sie in den letzten Wochen ihres Lebens gemacht hat, passt nicht in ihre Biografie", sagt Wydra und spricht das rastlose Jetset-Leben im Sommer 1997 an der Seite ihres letzten Lebensgefährten Dodi Al-Fayed an. Ihre Geschichte fasziniere die Menschen immer noch, die von Grace Kelly ebenfalls, findet der Autor. Bei zwei Lesungen in Pullach und München stellt er sein Buch persönlich vor.

Grace Kelly und Diana Spencer, Lesungen mit Thilo Wydra: 14. Sep., 19 Uhr, Bürgerhaus Pullach, Heilmannstr. 2; 15. Sep., 19.30 Uhr, Buchhandlung "Buch und Töne", Weißenburger Str. 14, München

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