Die Großmetzgerei Sieber steht vor dem Aus: Zehn Tage nach der Listerien-Warnung und dem Rückruf mehrerer Hundert Tonnen Fleisch droht dem Unternehmen mit Sitz in Geretsried die Insolvenz. "Die Lage ist dramatisch", sagt ein Sprecher. "Uns läuft die Zeit davon." Eine Entscheidung über die Zukunft der Firma mit 120 Mitarbeitern stehe unmittelbar bevor.
Sieber muss bis zu 300 Tonnen Wurstwaren im Wert von rund vier Millionen Euro aus den Kühlregalen der Supermärkte räumen und vernichten lassen. In der Zentrale in Geretsried lagern noch einmal fast genau so viel rohes Fleisch und Zwischenprodukte im Wert von rund 1,6 Millionen Euro. Der Produktionsstopp kostet das Unternehmen jeden Tag rund 100 000 Euro. Sieber geht das Geld aus.

Großmetzgerei:Experten finden Bakterien auf weiteren Sieber-Produkten
Keime sind auf verschiedenen vegetarischen Aufschnitten nachgewiesen worden, die schon aus dem Handel gerufen wurden.
Zudem gerät das Unternehmen durch neue Listerien-Befunde weiter unter Druck: Erstmals stellten die Gesundheitsbehörden die Bakterien im Unternehmen selbst fest - in einer Rückstellprobe eines "Original bayerischen Wammerls" sowie in zwei Proben aus dem Handel. Die Experten identifizierten mittels einer genaueren Analyse sogar einen Bakterienstamm, den sie der Erkrankungswelle mit 80 Infizierten und acht Toten seit 2012 in Süddeutschland zuordnen, bestätigte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).
Die Produkte werden derzeit mittels einer zusätzlichen molekularbiologischen Methode noch intensiver untersucht. Das Unternehmen war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Bislang war dieser Bakterienstamm nur auf einem Sieber-Produkt Ende März gefunden worden: Das hoch belastete Stück Wacholderwammerl aus einem Geschäft im Raum Nürnberg hatte die genaueren Untersuchungen ausgelöst. Zwischenzeitlich berichteten die Gesundheitsbehörden von Listerien auf zwölf von 80 untersuchten Proben - nicht nur auf Gelbwurst und Regensburgern, sondern auch auf vegetarischen Aufschnitten mit Paprika und Gurken. Die Belastungen lagen jedoch unter den Grenzwerten, ab denen Lebensmittel als gefährlich eingestuft werden.
Sieber kann nach eigenen Angaben nicht mit einer Reinigung der Zentrale beginnen, weil die Behörden nicht erklärt hätten, wie das Fleisch in den Lagern zu entsorgen sei. Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen wies den Vorwurf zurück. Die Waren müssten in der Tierkörperbeseitigung vernichtet werden, dies habe man dem Unternehmen auch mitgeteilt. Sieber klagt gegen den Produktionsstopp. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
