Kurzkritik:Im Spielrausch

Lisa Batiashvili, Jean-Yves Thibaudet und Gautier Capucon im Herkulessaal

Von Harald Eggebrecht, München

Das Genre Trio - Klavier, Geige, Violoncello - erfordert zweierlei, einmal müssen da drei Musiker von Rang zusammenkommen und sich im Dreikampf je solistisch behaupten können. Zum anderen aber gilt es, ein echtes, symphonisch miteinander kommunizierendes Ensemble zu bilden, so dass daraus Kammermusik in höherem Sinn entstehen kann. Daher reicht es nicht, einfach drei berühmte Namen zusammenzuspannen. Die drei mögen als Solisten glänzende Könner ihres Fachs sein, doch für ein Trio von Gewicht und eigener Qualität braucht es Feinabstimmung in der Intonation, der Vibratokultur, der klanglichen Balance untereinander und vieles andere mehr. Sonst spielt jeder für sich oder das Klavier drückt die beiden Streicher locker an die Wand. Das Tasteninstrument ist sowieso primus inter pares.

Das zeigte auch dieser von elektrisierendem Spielrausch geprägte Abend im Herkulessaal, wo die wunderbar frei und lustvoll artikulierende Geigerin Lisa Batiashvili mit dem in jeder Faser seines energiegeladenen Cellospiels ihr zugewandten Gautier Capucon und dem brillant vielfarbig spielenden Pianisten Jean-Yves Thibaudet Werke von Josef Haydn, Johannes Brahms und Anton Arensky musizierte. Die Stücke sind alle vom Piano aus konzipiert, Thibaudet gelang es fabelhaft, bei aller Virtuosität sich nie auf- und vorzudrängen, sondern Anführer und Begleiter, Unterstützer und Herausforderer zu sein. Dem folgten seine Partner, die einen muskulösen, doch stets schlanken Streicherklang entfalteten, ohne im Forte je dick oder breiig zu werden, oder in Pianopassagen manieriert zu säuseln, Gefahren, die im dicht gewebten Brahms-Trio op. 87 durchaus drohen. Haydns hellem Geist wurden sie in dessen E-Dur Trio leicht, aber nie leichtfertig gerecht.

Besonders legten sich die Drei in die weit ausschwingenden Melodielinien spätromantischer Melancholie in Arenskys d-Moll-Trio, wobei das Scherzo so spritzig und keck glückte, dass ein Lächeln auf allen Gesichtern lag. Dem brausenden Beifall dankten die Drei mit Felix Mendelssohns Bartoldys Andante espressivo aus dessen c-Moll-Trio, innig, träumerisch und berührend.

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