Linke trifft Rechten:Klug, klar und kokett

Linke trifft Rechten: Das Publikum applaudiert Sahra Wagenknecht und Peter Gauweiler so zuverlässig wie eingeschworene Parteifreunde auf einem Parteitag.

Das Publikum applaudiert Sahra Wagenknecht und Peter Gauweiler so zuverlässig wie eingeschworene Parteifreunde auf einem Parteitag.

(Foto: Catherina Hess)

Sahra Wagenknecht und Peter Gauweiler diskutieren und unterhalten im Literaturhaus

Von Eva-Elisabeth Fischer

Der österreichische Dichter Ernst Jandl befand dereinst: manche meinen/ lechts und rinks/ kann man nicht/ velwechsern. / werch ein illtum! An diesem allerbegehrtesten Abend im Literaturhaus - vor der Tür stehen Menschen mit Schildern "Karte gesucht" - , an diesem frühen Abend also, an dem im "Diskurs Politik: Reichtum ohne Gier" das jüngste, beim Campus Verlag erschienene Buch von Sahra Wagenknecht verhandelt wird, muss man sich schon ganz arg konzentrieren, um Rechts und Links auseinander halten zu können.

Sahra Wagenknecht, Die Linke, argumentiert hier die Thesen ihrer Kapitalismuskritik als Irrläufer einer prosperierenden Marktwirtschaft. Dies macht sie so klug und klar, dass dem selbst ernannten "stellvertretenden Veranstalter" Peter Gauweiler, CSU, mit kokettem Blick in Richtung Literaturhauschef Reinhard G. Wittmann zwar kein beifälliges Pfeifen entfährt, er aber ein ums andere Mal, redegewandt und der gut sitzenden Pointen sicher, den Triumph genießt im Wohlgefühl, sich politisch bestätigt zu fühlen. Und das von einer am entgegengesetzten Pol des politischen Spektrums, deren nun zur Diskussion stehende Wirtschaftstheorie er als Rezensent in der SZ bereits mit allerhöchstem Lob bedacht hat. Ja, Sahra Wagenknechts Bekenntnis zur Markwirtschaft und zur ökonomisch gepolsterten und deshalb die Demokratie stärkenden Mitte der Gesellschaft bezieht sich in ihrer Analyse auf den Wirtschaftswunder-Schöpfer Ludwig Erhard und sein Diktum vom "Wohlstand für alle".

Gauweiler freut sich außerdem daran, auch noch die Gaullistin in Wagenknecht auszumachen und sich fast eins mit ihr zu finden in der Ablehnung der falsch geknöpften Zwangsjacke Europa. Oskar Lafontaine, Wagenknecht-Ehemann und Gauweiler-Duzfreund, grummelt in der ersten Reihe so manchen Satz als beifälliges Echo mit. Das Publikum im vollgepackten Saal applaudiert so zuverlässig wie eingeschworene Parteifreunde auf einem Parteitag. Man wüsste hier nur nicht, auf welchem.

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